Der Dachgeschossrohling als Gemeinschaftseigentum – Chancen und Hemmnisse beim Verkauf
Im Zuge der Nachhaltigkeitsdiskussionen wird in unserer Gesellschaft verstärkt über Autos, Kleidung und Lebensmittel diskutiert. Es heißt, wir sollten regionale Produkte bevorzugen, recyclingfähige Materialien verwenden und bei der Autoauswahl auf den Benzinmotor, wenn möglich verzichten. Weniger verbreitet ist die Diskussion über den wohnraumbedingten Flächenverbrauch. Dies mag auch daran liegen, da es hierbei nicht um ein gesellschaftlich vermarktbares Handeln geht. Vor allem Eigentümergemeinschaften haben jedoch die Chance, ohne unmittelbaren Eingriff in die eigenen 4 Wände dieses Problem aktiv anzugehen. Dabei bieten sich auch monetär wirksame Chancen für jeden Einzelnen. Erfahren Sie hier mehr über die Chancen und Risiken beim Verkauf eines Dachgeschossrohlings aus Sicht einer Wohneigentümergemeinschaft.
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Die Ausgangssituation in deutschen Mehrfamilienhäusern
Im Jahr 2019 wurden vom statistischen Bundesamt rd. 13,9 Millionen Eigentumswohnungen und 19,2 Millionen Mehrfamilienhäuser in Deutschland gezählt. Wohingegen die Anzahl der Eigentumswohnungen innerhalb der Mehrfamilienhäuser bekannt ist, weiß man statistisch jedoch relativ wenig über die Anzahl sogenannter Dachgeschossrohlinge. Ein Dachgeschossrohling bezeichnet ein nicht ausgebautes Dachgeschoss, das aufgrund des technischen Zustands (fehlende Dämmung, fehlende Ausstattung, etc.) nicht für Wohn- oder gewerbliche Zwecke genutzt werden kann. Gründe für den teilweise vernachlässigten Ausbau eines Dachgeschosses kann sehr vielfältig sein. Manche Dachgeschossrohlinge befinden sich nicht an einem Standort, an dem eine ausreichende Nachfrage nach Wohnraum vorliegt. Für einige Eigentümer ist aber auch der Aufwand und die dadurch einhergehende Unruhe und Veränderung schlicht zu groß. Ein Verkauf des Dachgeschossrohlings kann aber auch für Käufer eine unglückliche, risikobehaftete Investition darstellen. Wird nur der Dachgeschossrohling von einem einzelnen Eigentümer als Wohneigentum veräußert, stellt das meist geringere Stimmrecht bei anstehenden Eigentümerversammlungen aus Käufersicht ein finanzielles Risiko dar.
Wahrscheinlich attraktiver ist daher die Ausgangslage, bei der es bereits mehrere Teilhaber am Gemeinschaftseigentum und somit eine ausgeglichenere Verteilung des Stimmrechts gibt. Gemäß Wohneigentumsgesetz (WEG) besitzen die Teilhaber in diesem Modell einen Anteil am Grund und Boden, an der konstruktiven Grundstruktur des Gebäudes, sowie an einem individuellen Sondereigentum (die “eigene Wohnung”) innerhalb des Gebäudes. Gemeinschaftsflächen, wie es auch häufig bei einem Dachgeschossrohling der Fall ist, gelten als Gemeinschaftseigentum. Bei Eigentümerversammlungen kann über dessen zukünftige Nutzung, dem Ausbau, oder auch dem Verkauf des Dachgeschossrohlings abgestimmt werden.
Chancen durch den Verkauf eines Dachgeschossrohlings aus Wohneigentümersicht
Der Verkauf eines Dachgeschossrohling würde sich für alle Wohneigentümer kurzfristig durch den Verkaufspreis vor allem monetär positiv bemerkbar machen. Der Verkaufspreis wird anteilig verteilt. Der Wert eines Dachgeschossrohlings kann von professionellen Immobilienbewertern mit unterschiedlichen Verfahren ermittelt werden. Für eine eigene Schnelleinschätzung kann ein Blick auf die Eigentumswohnungspreise auf Immobilienportalen (zum Beispiel Immoscout), im kommunalen Grundstücksmarktbericht oder auf öffentlich einsehbaren Preiskarten (siehe Fachzeitschrift IZ, oder Capital) bereits helfen. Im Gegensatz zu der üblichen Preiskalkulation bei einer Eigentumswohnung wird ein Käufer (der nicht nur auf steigende Bodenpreise spekuliert) jedoch die notwendigen Ausbaukosten, Baunebenkosten und Risikokosten bei seiner eigenen Preisdefinition in Abzug stellen müssen.
Neben dem direkten monetären Vorteil für die gesamte Eigentümergemeinschaft bieten sich auch langfristige Einsparpotenziale. Mit dem Ausbau eines Dachgeschosses kommt es aufgrund diverser energetischer Wohnraumanforderungen in der Regel zu einer Verbesserung der wärmeschützenden Gebäudehülle. Von einem Ausbau können somit vor allem die oberen Geschosswohnungen profitieren, bei denen vorher viel Wärme über die Geschossdecke in den kalten Dachraum verloren ging. Die Sanierung des Daches steigert zudem den Gesamtwert der Immobilie. Darüber hinaus werden in vielen Fällen auch Anteile am Hausgeld durch den zusätzlichen neuen Nachbar geringer. Schließlich kann man sich die laufenden Kosten (Hausgeld) mit einer weiteren Partei langfristig teilen.
Hemmnisse beim Verkauf eines Dachgeschossrohling
Sieht man einen Dachgeschossausbau aufgrund der Baumaßnahmen, bzw. der Veränderung der Architektur und Materialwahl kritisch kann bei Eingriffen in die Gebäudehülle (zum Beispiel bei Dachgauben o.Ä.) vom Mitbestimmungsrecht (Gemeinschaftseigentum, siehe oben) Gebrauch gemacht werden. Dabei kann wiederum der Klimaschutzgedanke in Rücksprache mit den weiteren Eigentümern und dem Käufer frühzeitig eingebracht werden. Ein Beispiel wäre der Ausschluss einer WDVS-Fassade (geklebtes Styropor mit Putzschicht) an der Dachgaube.
Viele weitere Negativaspekte beim Verkauf eines Dachgeschossrohling sind aus Sicht einer Eigentümergemeinschaft oft auch kurzfristiger Natur. Vor allem der Baulärm während des Umbaus ist nervig. Bauarbeiten fangen immer dann an, wenn man es als Nachbar nicht gebrauchen kann. In der Regel dauert der Ausbau eines Dachgeschossrohling jedoch kein Jahr. Bei guter Planung, Kommunikation und Taktung sind die staub- und lärmtreibenden Arbeiten am und unter dem Dach oft in wenigen Wochen erledigt.
Langfristig kann es natürlich sein, dass durch den Verkauf unliebsame Nachbarn in einer intakten Eigentümergemeinschaft eintreten. Veränderungen, bzw. neue Ansichten bei anstehenden Entscheidungen sind oft anstrengend. Bei der Auswahl des zukünftigen Eigentümers kann die Eigentümergesellschaft im Vorfeld des Verkaufes jedoch einwirken, indem gemeinschaftlich definierte Auswahlkriterien aufgestellt werden. Möglicherweise spielt die Kaufkraft des Käufers dann nicht unbedingt die größte Rolle. Langfristig muss es in Bezug auf die Nutzung von Gemeinschaftsflächen auf engem Raum (Treppenhaus, Keller, Hof, Garten, etc.) schließlich vor allem beim Miteinander passen.
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Fazit
Der Dachgeschossrohling ist trotz fehlender Statistik kein seltenes Phänomen in Deutschland. Bewegt man sich in den Städten und blickt hoch sieht man ständig Dächer ohne Dachflächenfenster, Dachgauben oder Loggia. Diese qualitativen Erkenntnisse deuten daher auf ein großes Ausbaupotential hin. Sofern Dachgeschossrohlinge in einer Wohneigentümergemeinschaft vorliegen kann der Verkauf eine sinnvolle Lösung darstellen: Bei richtiger Umsetzung sowohl ökonomisch (kurzfristige Erträge, langfristige Kostenverteilung), als auch ökologisch (Senkung des Flächenverbrauchs).
Verfasst am 25. Dezember 2021. Die obigen Informationen können veraltet/fehlerhaft sein und stellen keine Beratung dar. Fragen Sie uns für verbindliche Auskünfte hier an:
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