Vorsicht beim Wanddurchbruch! Tragende oder nichttragende Wand?
Hol den Vorschlaghammer, wir gestalten das Wohnzimmer neu! – das ist selten eine gute Idee. Ein Vorgehen ohne fachliche Unterstützung gefährdet nicht nur die Bausubstanz – eventuell ist der Verursacher noch Jahre später für unbeabsichtigte Folgen haftbar. Was also ist nötig für einen erfolgreichen Wanddurchbruch und wo lauern die versteckten Gefahren? Tragende und nicht tragende Wand – das ist hier die Frage!
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Tragende und nicht tragende Wände
Ein falscher Schlag und das ganze Haus fällt in sich zusammen – das passiert in der Regel zum Glück nicht. Andererseits vermittelt diese Tatsache vielen Heimwerkern das trügerische Gefühl, dass sich an der Statik des Hauses nichts geändert hat. Das ist jedoch keinesfalls richtig. Tatsächlich kann sich im Zusammenspiel der Kräfte viel verschieben, wenn eine Wand komplett oder zum Teil entfernt wird.
Eine tragende Wand ist nicht nur Raumabschluss, sie übernimmt auch eine wichtige statische Funktion: Sie sorgt für die nötige Standsicherheit eines Gebäudes. Grundsätzlich betrifft das nicht nur die Außenwände. Häufig sind zusätzlich einige der Innenwände tragend. Sie lassen sich oft an ihrer Dicke erkennen. Zudem sitzen solche Wände oft übereinander. Das alles sind jedoch nur Indizien. Liegt eine tragende Wand vor, berechnet der Statiker den notwendigen Träger um einen Wanddurchbruch überhaupt erst möglich zu machen.
Per Definition nimmt eine nicht tragende Wand keine Lasten von oberen Stockwerken auf. Wer nun eine solche Wand entfernt, läuft in der Regel nicht Gefahr, dass die Statik den auftretenden Kräften in Situationen besonderer Beanspruchung nicht mehr gewachsen ist. Ein Problem besteht aber darin, dass der Wanddurchbruch in Eigenregie gegebenenfalls Einfluss auf spätere Baumaßnahmen hat. Im Extremfall steht eine nicht fachgerecht nachträglich montierte Tür einem Dachausbau im Einfamilienhaus (EFH) entgegen. Für den Heimwerker und den Eigentümer ist das ärgerlich – besonders wenn ein Hausverkauf ansteht.
Eine verbindliche Klärung, welche Wand tragend ist und welche nicht, sollte nur ein Fachmann (zum Beispiel Statiker) erbringen.
Sonderfälle: Stockwerkseigentum, Mietwohnung
Wer ein Stockwerkseigentum besitzt oder zur Miete wohnt, muss nicht nur die eigenen Interessen berücksichtigen. Hier ist es in der Regel gesetzlich oder vertraglich vorgeschrieben, sich mit den anderen Hauseigentümern oder dem Vermieter abzustimmen. Kompliziert wird es außerdem, wenn das Gebäude unter Denkmalschutz steht. Dann sind aus konservatorischen Gründen nicht alle Umbauten gestattet. Ein Gespräch mit dem Bauamt oder einem spezialisierten Architekten schafft Klarheit.
Welche Baumaßnahmen verändern die Statik?
Nun stellt sich die Frage, welche Baumaßnahme an den Wänden die Statik überhaupt verändert? Im Grunde können fast alle Varianten dazu zählen:
- Wanddurchbruch
- Türeinbau
- Fenstereinbau
- Dachbodenausbau
Ausgenommen sind Veränderungen an (nachträglich installierten) Trockenbauwänden aus Gips. Diese können auf Grund ihrer Machart nicht zur Statik beitragen.
Erfolgreicher Wanddurchbruch mit Experten
Dass ein Wanddurchbruch gefährlich sein kann, steht damit außer Frage. Trotzdem ist die Maßnahme beliebt – und in vielen Fällen sogar empfehlenswert. Insbesondere Altbauten aus den 1900er bis 1970er Jahren haben die Eigenschaft, dass sie viele kleine Zimmer besitzen. Das ist nicht mehr zeitgemäß. Statt eines Neubaus lohnt sich bei guter Substanz der Umbau aus ökologischer und finanzieller Sicht. Wer sich für einen Wanddurchbruch entschieden hat, sollte zunächst einen Experten konsultieren. Ein Statiker erkennt schnell, ob es sich um eine tragende Wand handelt und ob der Verlust einer versteifenden Wirkung kompensiert werden müsste. Realisierbar ist hier im Grunde alles. Der Bauingenieur wird einen entsprechenden Vorschlag ausarbeiten, bei dem zum Beispiel ein Stahlträger eingesetzt wird.
Wer möchte, lässt den gesamten Bau dann vom Bauingenieur betreuen. Wichtig ist, dem gesamten Vorhaben genügend Zeit einzuräumen. Die Planung für den Umbau eines Einfamilienhauses dauert in der Regel zwei bis 3 Monate.
Dass Wanddurchbrüche hin und wieder ohne statisches Gutachten erfolgen, ist auf eine verkehrte Annahme zurückzuführen. Viele Bauherren befürchten zu hohe Kosten für die Expertise. Dabei kann der Statiker unnötige Geldausgaben vermeiden, indem er Bauherren vor Folgeschäden bewahrt. Einen Wanddurchbruch komplett in Eigenregie vorzunehmen, birgt unnötige Risiken.
Verfasst am 28. Februar 2020. Die obigen Informationen können veraltet/fehlerhaft sein und stellen keine Beratung dar. Fragen Sie uns für verbindliche Auskünfte hier an:
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