Bauphysiker:in und Baustatiker:in im Vergleich
Sowohl der Baustatiker als auch der Bauphysiker sind bei Bauvorhaben sowie Umbau- bzw. Modernisierungsmaßnahmen unerlässlich.
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Verallgemeinernd lässt sich sagen, dass der Baustatiker für die Statik, also die Wirkung von Kräften auf die Tragwerke eines Gebäudes, zuständig ist. Der Bauphysiker hingegen konzentriert sich bei seiner Tätigkeit auf die physikalischen Einwirkungen auf das Gebäude. Was genau im Einzelnen die Aufgabenfelder eines Statikers und eines Bauphysikers sind, erfahren Sie im Folgendem genauer erklärt.
Die Aufgabenbereiche des Baustatikers
Für die Errichtung eines Gebäudes wird vor der Bauphase der Baustatiker in das Projekt mit einbezogen. Dieser berechnet und erstellt entsprechende Pläne zur Statik eines Objektes. Damit wird die Belastung des Tragwerks dokumentiert und die Tragfähigkeit gewährleistet. Die Werte ermittelt er aus den Bauplänen des vom Bauherrn beauftragten Architekten. Anhand seiner skizzierten Darstellungen der elementaren Bauteile des Bauvorhabens beweist er, dass diese die auf sie einwirkenden Kräfte tragen können.
Weiterhin kommt der Statiker bei Umbaumaßnahmen, Gebäudeaufstockungen oder vor der Anschaffung eines schwerlastigen Mobiliars, wie etwa einem Großraumaquarium, zum Einsatz. Er prüft, ob die Gebäudestatik den Modernisierungsmaßnahmen Stand hält. Bei Durchbrüchen im Gebäudeinneren ermittelt der Baustatiker, ob es sich bei den entsprechenden Wänden um tragende handelt.
Zudem wird ein Baustatiker konsultiert, wenn eine Solar- oder Photovoltaikanlage auf dem Dach montiert werden soll. In dem Fall berechnet der Statiker die Traglast der Dachkonstruktion und das Zusatzgewicht der Anlage. Weiter berechnet er auch die weiteren Einwirkungen wie Wind und Schneelasten, denen das Dach ausgeliefert ist.
Ebenfalls Aufgabe des Baustatikers ist die Begutachtung der Bodenbeschaffenheit, auf der ein neues Gebäude errichtet werden soll. Darüber hinaus erstellt er Positions‑, Schal- und Bewährungspläne für den reibungslosen Ablauf während der Bauphase.
Vor der Kaufentscheidung eines Bestandsgebäudes kann ein Baustatiker zu Rate gezogen werden, der die Substanz des Wohnobjektes überprüft. Dabei geht es in erster Linie darum, ob das Mauerwerk etwaige Schäden wie Risse oder Absenkungen aufweist. Er gibt dabei Empfehlungen ob diese unter Umständen behoben werden können. Zudem kann der Baustatiker anhand der Informationen über das Gebäude eine Wertermittlung abschätzen.
In folgenden Punkten kommt der Baustatiker zum Einsatz:
- Stahlbau
- Massivbau
- Holzbau
- Ausführungszeichnungen
- Positions‑, Schal- und Bewehrungspläne
Die einzelnen Tätigkeitsfelder eines Bauphysikers
Die Bauphysik ist noch eine recht junge Disziplin. Deren Nachfrage ist vor allem im Zuge der Nachhaltigkeit und Energieeinsparung bei Gebäuden in den vergangenen Jahren rasant gewachsen. In der Bauphysik werden die physikalischen Grundlagen der Bautechnik in Bezug auf die Durchlässigkeit von Wärme, Schall, Feuchtigkeit und Luft hin untersucht. Gerade bei Passivhäusern ist das Konsultieren eines Bauphysikers unerlässlich, damit das Projekt Passivbauweise auch tatsächlich gelingt. Der Bauphysiker berechnet die dafür nötigen, optimalen Bedingungen.
Im Zuge einer Modernisierung eines Bestandsgebäudes kann der Bauphysiker im Vorfeld durch eine Bestandsaufnahme vor Ort und den ihm zugrunde liegenden Unterlagen über das Gebäude dem Eigentümer entsprechende Möglichkeiten zu den verschiedenen Schutzmaßnahmen und Energieeinsparungen anraten. Entsprechen die Änderungen schließlich den gesetzlich festgelegten Vorgaben, ist der Bauphysiker zur Erstellung eines neuen Energiepasses berechtigt.
Grundsätzlich kann der Bauphysiker durch seine Ergebnisse entsprechende Schutzmaßnahmen für ein Gebäude ausarbeiten, dazu gehören:
- Wärmeschutz nach der EnEV
- Feuchtschutz
- Schallschutz
- Konstruktiver und bautechnischer Brandschutz
Bauphysiker erstellen Wärmeschutz nach der EnEV
Beim Wärmeschutz unterscheidet der Bauphysiker zwischen den Faktoren winterlicher, sommerlicher und hygienischer Wärmeschutz:
Der sommerliche Wärmeschutz verfolgt das Ziel, dass die Räume eines Gebäudes so ausgerichtet sind, dass sie bei hohen Außentemperaturen durch einen geringen Energieaufwand kühl bleiben (vorgegeben ist eine Innentemperatur im Bereich zwischen 25 und 27 Grad). Hierbei wird in der Planungsphase eingeschätzt, wie sich die Räume je nach Ausrichtung aufheizen, damit die Überhitzung eines Raumes ausgeschlossen werden kann. Berücksichtigung findet vorrangig die Ausrichtungen der Fenster sowie deren Lage (Wand oder Dachfläche) und die Fensterfläche in Relation zur Grundfläche, die Art der Verglasung und des Sonnenschutzes sowie die Lüftung und passive Kühlung der Räume.
Im winterlichen Wärmeschutz geht es darum, dass das Gebäude möglichst wenig Eigenwärme nach außen verliert. Eine windgeschützte Lage, gut isolierte Fenster und Türen sowie die Ausrichtung zur optimalen Ausnutzung der Wintersonnenstände werden hier unter Berücksichtigung des sommerlichen Wärmeschutzes abgestimmt. Denn während in den kalten Monaten große Fensterfronten zur Südseite hin von Vorteil sind, um möglichst viel Wärme von außen aufzunehmen, kann dies in den Sommermonaten wiederum zu Überhitzungen der Räume führen. Des Weiteren steht beim winterlichen Wärmeschutz die Dämmung im Fokus.
Als hygienischer Wärmeschutz sind die Vorkehrungen bei der Planung eines Objektes zu bezeichnen, die dazu dienen, der Schimmelbildung im Gebäude vorzubeugen. Der Bauphysiker entscheidet hierbei, welche Art von Außendämmung außenliegend am Haus zum Einsatz kommen soll. Wichtig dabei ist, dass bei der Anbringung keine Wärmebrücken entstehen und dass die Temperatur der Außenwand an der Wandinnenfläche die vorgeschriebene 12,6 °C Marke nicht unterschreiten darf.
Feuchtschutz als Aufgabe vom Bauphysiker
Ein weiteres Aufgabenfeld des Bauphysikers liegt im Feuchtschutz eines Gebäudes. Hier geht es vor allem um die Einflüsse von Tauwasserbildung im Inneren der zu verwendenden Bauteile sowie die Anforderungen an den Regenschutz. Ziel des Bauphysiker ist es außerdem, die Berechnungen zum Wärmeschutz zu erstellen, um kritische Feuchte auf Oberflächen im Innenbereich zu vermeiden.
Bauphysik umfasst auch den Schallschutz
Der Schallschutz unterliegt ebenfalls dem Bereich der Bauphysik. In dem Zusammenhang geht es hauptsächlich um die Hörsamkeit eines Raumes, d. h., die akustische Qualität. Wichtig ist in dem Fall bei der Planung, die einzelnen Räume so zu konzipieren, dass sie ein bestimmtes Maß an Halligkeit vorweisen, denn das trägt zum Wohlbefinden einer Person, die sich dort aufhält, bei. Ein reflexionsarmer, akustisch sehr gedämpfter Raum wirkt sich beispielsweise negativ auf den Gemütszustand eines Menschen aus, er fühlt sich dort unwohl.
Auch der Trittschall wird in diesem Punkt berücksichtigt. Somit ist es die Aufgabe des Bauphysikers, entsprechende Maßnahmen zu ermitteln, damit der künftige Hausbewohner weder vom Lärm im eigenen Wohnbereich, noch von dem aus fremden Räumen (etwa bei einem Mehrfamilienhaus) gestört wird.
Brandschutznachweis kommt ebenfalls vom Bauphysiker
Beim konstruktiven Brandschutz werden Bauteile und das Material hinsichtlich der Anforderungen an den Brandschutz detailliert geplant. Die Konstruktion muss gewährleisten, auch im Falle eines Brandes zu funktionen, d. h. eine gewisse Zeit dem Feuer zu widerstehen.
Verfasst am 28. Juni 2019. Die obigen Informationen können veraltet/fehlerhaft sein und stellen keine Beratung dar. Fragen Sie uns für verbindliche Auskünfte hier an:
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