Das Mehrfamilienhaus in Massivbauweise – die Vorteile auf einem Blick
Die Massivbauweise ist vor allem in Norddeutschland, in Bundesländern wie NRW, Niedersachsen, Brandenburg, Bremen, Hamburg und Schleswig-Holstein sehr beliebt. Dies ist unter anderem historisch begründet durch das Vorkommen entsprechender Rohstoffe. Es gibt aber auch noch andere Gründe warum Menschen bis heute ein Wohngebäude in Massivbauweise errichten. In den nachfolgenden Zeilen schauen wir uns die Vorteile einmal näher an.
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1. Hohe Lebensdauer
Die durchschnittliche Lebensdauer eines Massivhauses beträgt etwa 80 Jahre. Werden regelmäßige Instandhaltungen und Nutzung vorausgesetzt, sind deutlich längere Lebenszeiten bereits erzielt worden. Durch die Weiterentwicklung in der Baustoffindustrie sind durchaus auch längere Zeiträume in Zukunft denkbar. Die lange Lebensdauer führt dazu, dass die Ökobilanz der Baustoffe auch gar nicht mehr so schlecht da steht. Soweit die Theorie. In den mehr als 80 Jahren dürfen dann aber auch keine Modernisierungen (kommt von Mode) vorgenommen werden, die rein technisch nicht unbedingt notwendig sind (das wiederum sind Instandhaltungen!).
2. Energieeffiziente Außenwände möglich
Früher galt das klassische Mauerwerk als wenig energieeffizient. Neue Entwicklungen in der Baustoffindustrie sorgen dafür, dass Dämmmaterialien in die Ziegel eingeblasen werden und dadurch ein höherer Dämmwert erzielt werden kann. Anstelle eines speziellen Dämmmaterials sind auch geschlossene Luftschichten ein guter Dämmstoff, der vor allem bei Hochlochziegeln verwendet wird. So werden heuztutage auch einschalige Konstruktionen in Massivbauweise den Anforderungen des Gebäudeenergiegesetztes (GEG) gerecht.
3. Das Mauerwerk als Kühlmittel
In den Sommermonaten, wenn es heiß wird, droht eine Überhitzung der Innenräume. Wärmeschutztechnisch ist neben einem winterlichen Wärmeschutznachweis auch der sommerliche Wärmeschutznachweis zu führen. Massive Bauteile wie Mauerwerk oder Stahlbeton lassen Wärmeenergie von außen nur sehr schwerfällig in die Innenräume. Allerdings kühlen die massiven Bauteile nur mit einer entsprechenden Nachtlüftung wieder ab. Wenn Steine einmal abgekühlt sind, können sie tagsüber als eine Art Kühlung dienen.
4. Konstante Raumbehaglichkeit
Die thermische Speicherfähigkeit von Massivbauteilen führt dazu, dass Räume in der Regel nur langsam abkühlen und erhitzen. Sind Wände im Winter einmal warm, heizen sie nach Abschalten der eigentlichen Heizung immer noch nach. Im Sommer, wie bereits erwähnt, heizen Räume nicht so schnell auf. So die Theorie. Große Fensterflächen in modernen Gebäuden sorgen gleichzeitig dafür, dass wiederum viel Sonne ins Gebäudeinnere kommt. Wie auch beim Holzrahmenbau heißt es hier dann trotzdem: “Rolladen runter!”
5. Guter Brandschutz
Mineralische Baustoffe wie Kalksandstein, Porenbeton, Gips, Ziegelbrand oder Stahlbeton gelten als nicht brennbare Baustoffe (Baustoffklasse A1). Im Brandfall bilden sich auch keine giftigen Rauchgase. Dies ist ein wichtiger Gedanke. Die Rauchgase sind es nämlich, die häufig dafür sorgen, dass es zu Todesfällen im Brandfall innerhalb eines Gebäudes kommt. Die weitere Ausbreitung des Brandes kann durch den Einbau massiver Wände eingedämmt werden. Viele Massivbauteile übertreffen gar die Mindestanforderungen im Brandschutz im herkömmlichen Ein- und Zweifamilienhausbau bei weitem. Dies hat auch Auswirkungen auf die Brandschutzversicherung eines Gebäudes. Massivhäuser werden anders eingestuft als Häuser mit Außenwänden aus Holz, Stahl oder sonstigen Leichtbauteilen.
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6. Guter Schallschutz
Bei Einfamilienhäusern werden in der Regel keine Anforderungen an den Wohn- und Arbeitsbereich gestellt (höchstens an die Fenster und Türen bei Außenlärm). Bei Wohnhäusern mit mehr als einer Nutzungseinheit entstehen sogenannte trennende Bauteile. Gerade im Mehrfamilienhausbau können Standard-Details verwendet werden, die den schallschutztechnischen Anforderungen der DIN 4109 entsprechen. Die Anforderungen an den Schallschutz sind dann vergleichsweise gut lösbar.
7. Bundesweit verfügbar
Insbesondere Baustoffe wie Kalksandstein, Porenbeton oder Ziegelmauerwerk sind Baustoffe die bundesweit weitestgehend gleich gut verfügbar sind. Dennoch lassen sich regional einzelne Schwerpunkte erkennen. Im Münsterland beispielsweise ist historisch relativ viel Sandstein verbaut, was sich vor allem an den Fassaden in der Fahrradstadt Münster gut erkennen lässt (meist an den Fensterbänken und Laibungen).
8. Schädlingsresistenz
In Holz fühlen sich diverse Insekten wohl, wenngleich Insekten aufgrund moderner Trocknungsverfahren kein großes Problem mehr darstellen. Mauerwerk ist gesundheitlich unbedenklich und benötigt keine weitere Vorbehandlung gegen Fäulnis oder Insekten.
9. Elektrosmog
Baubiologen und Baubiologinnen warnen immer wieder vor Wohngebieten in der Nähe hochfrequentierter Strahlungen zum Beispiel an Mobilfunksendemasten. Mauerwerk, als auch Stahlbeton sorgen hier für eine gute Abschirmung gegenüber dem Smog.
10. Luftdichtigkeit
Im Holzrahmenbau muss mit Dampfsperr- oder Dampfbremsfolien gearbeitet werden, um eine Luftdichtigkeitsebene herzustellen. Probleme entstehen immer wieder in Eckbereichen und beim Übergang einzelner Baustoffe (zum Beispiel Dach und Wand). Im Massivbau ist die Luftdichtigkeitsebene durch die Putzschicht und den massiven Steins- oder Stahlbetonschichten leichter erzielbar. Beschädigungen sind nicht so schnell möglich. Löcher oder ähnlich kleine Durchbrüche lassen sich auch nachträglich gut mit einer entsprechenden Dichtigkeitsmasse bzw. Putz ausbessern.
Fazit
Der Mauerwerksbau bzw. die Massivbauweise sind in Deutschland trotz der großen Nachfrage nach Holz auch weiterhin eine beliebte Methode, vor allem um größere Gebäude zu errichten. Die Vorteile wurden hier einmal grob zusammengefasst. Es mögen ein paar exotische Vorteile (zum Beispiel Elektrosmog) dabei sein. Insgesamt stellt man jedoch fest, dass das Bauen mit massiven Baustoffen deutlich etablierter ist als der Umgang mit Holz.
Die Gründe liegen vor allem in der Sicherheit. Massive Tragwerke erscheinen standsicher und sind vor allem aber auch im Brandfall sicher. Auch durch die bauphysikalisch guten Eigenschaften beim Schallschutz ist das Mauerwerk beim Mehrfamilienhausbau insgesamt weiterhin sehr beliebt. Es bleibt abzuwarten inwiefern die Nachhaltigkeitsdebatte und die Berücksichtigung der Herstellungsenergie, dem Transport und der Energie beim Recycling eine Veränderung bei der Baustoffwahl hervorrufen wird. Unseren Erfahrungen nach sieht es weiterhin so aus, als würde der Mauerwerksbau seine Vormachtstellung in Deutschland behalten. Ein Blick in das weiter entfernte Ausland zeigt jedoch auch, dass viele Wohnbauten grundsätzlich auch aus anderen Materialien herstellbar sind.
Wir denken, dass die Baustoffwahl in vielen Fällen eine eher emotionale, anstatt einer analytischen Entscheidung der Bauherren und Bauherrinnen darstellt. Vieles hat in diesem Bereich auch mit dem Image des jeweiligen Baustoffes zu tun und den Erfahrungen, die Andere im eigenen Umfeld gesammelt haben. Es macht aus unserer Sicht jedoch Sinn, sich einmal grundsätzlich über die verschiedenen Baustoffe zu erkundigen. Bei weiteren Fragen zur Baustoffwahl stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung.
Verfasst am 14. März 2022. Die obigen Informationen können veraltet/fehlerhaft sein und stellen keine Beratung dar. Fragen Sie uns für verbindliche Auskünfte hier an:
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