Nachhaltiges Bauen in Holzrahmenbauweise – Tipps aus der Planung
Nachhaltigkeit ist seit langer Zeit kein Zukunftstrend mehr. Vielmehr ist das Thema Nachhaltigkeit in der Praxis angekommen. Wir stellen beispielsweise fest, dass neue Ein- und Zweifamilienhäuser immer häufiger in Holzrahmenbauweise geplant und ausgeführt werden. Die frühere Skepsis vom billigen Holzhaus scheint ein wenig zu verfliegen. Da wir bei ESTATIKA eine Vorgeschichte im Holzbau vorweisen können, möchten wir unsere Erfahrungen gerne teilen und Leserinnen und Lesern wichtige Tipps aus der Praxis an die Hand geben.
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Holzrahmenbau – was ist das eigentlich?
Der Holzrahmenbau ist eine Holzbauweise, bei der die tragenden Bauteile wie Wände, Decken und Dächer als Holzständer‑, Holzbalken oder Holzsparrenkonstruktion ausgeführt werden. Der Holzrahmen ist eine Konstruktion aus mehreren Riegeln, die im Abstand von ca. 50–70 cm verlegt und über einen langen Querriegel zu einem Ständerwerk verbunden werden. Die Aussteifung der Wand- und Deckenbauteile erfolgt meist über Holzplattenwerkstoffe, die auf den einzelnen Ständern vernagelt, verschraubt, oder verklammert werden. Fast jedes Dach eines Massivhauses ist im Grunde eine Holzrahmenkonstruktion. Die Aussteifung des Daches erfolgt hier jedoch oft noch über Windrispenbänder. Eine vollflächige Verschalung ist aber auch praktikabel, besonders bei flachgeneigten Dächern.
Welche Vorteile bietet der Hausbau in Holzrahmenbauweise?
Ein Holzrahmen an sich bietet grundsätzlich die Möglichkeit eines schmaleren Wandaufbaus. Das heißt, die tragende und dämmende Schichten können in die gleiche Lage gelegt werden. Auf diese Weise besteht die Möglichkeit das Verhältnis zwischen Wohnfläche und der verbauten Bruttogrundfläche eines Gebäudes zu optimieren. Einfach gesagt, sie können mehr Wohnfläche auf weniger Fläche generieren.
Weiterhin ist Holz ein natürlicher Baustoff, der rein ökologisch betrachtet weniger Energie bei der Herstellung und dem späteren Recycling benötigt. Holz rottet, sodass der Baustoff dem natürlichen Rohstoffkreislauf wieder zugeführt werden kann. Aus ökonomischer Sicht kann die ökologisch bessere Recyclingfähigkeit auf die späteren Entsorgungskosten einen positiven Effekt haben. Der Baustoff Holz fördert zudem eine trockene Bauweise. Das heißt, die Baustelle selbst wirkt für Außenstehende sauberer.
Die Holzrahmenbauweise erlaubt seit Jahren schon einen hohen Vorfertigungsgrad. Größere Zimmereien haben entsprechende CNC Abbundanlagen, in denen die Einzelteile maschinell zugeschnitten und später meist noch per Hand zusammengebaut werden können. Das Gewicht der Wände ist so gering, dass pro Fahrt zur Baustelle eine vergleichsweise große Menge an Wand‑, Decken- und Dachelementen zur Baustelle gebracht werden können. Das spart Energie und Kosten in der Baulogistik. Die Wände selbst lassen sich oft mit mobilen Kränen innerhalb weniger Tage, manchmal Stunden aufstellen. Die Rohbauzeit kann so vergleichsweise gering gehalten werden.
Bauphysikalisch betrachtet dämmt der Baustoff Holz auch besser als Stahl, oder Stahlbeton. Die Wärmespeicherkapazität ist nicht so hoch wie bei Stahl oder Stahlbeton. Die Holzrahmenbauwände speichern infolgedessen auch nicht so viel Energie wie eine massive Mauerwerkswand oder Stahlbetondecke. Dies führt im Sommer dazu, dass ein Gebäude schneller abkühlt und die Räume im Winter wiederum schneller aufgeheizt werden können.
Welche Nachteile bietet der Hausbau in Holzrahmenbauweise?
Die meisten Nachteile in der Holzrahmenbauweise sind bauphysikalisch zu begründen. Aus statischer Sicht ist im Holzrahmenbau, gerade bei größeren Gebäuden die Gebäudeaussteifung kritisch zu hinterfragen. Weiterhin sind reine Holzbauverbindungen schwierig nachzuweisen. Für besondere Details sind Einzelnachweise und Kenntnisse über die speziellen Verbindungsmittel notwendig. Allgemein erfordert der Holzrahmenbau ein gutes räumliches Verständnis in der Tragwerksplanung, weil tendenziell mehr einzelne Bauteile bemessen werden müssen und Holz in verschiedenen Richtungen unterschiedliche Trageigenschaften aufweist. Die Planungskosten sind bei individuell geplanten Holzhäusern tendenziell höher als im Massivbau.
Wärmeschutz
Im Bereich Wärmeschutz führt der mehrschichtige Aufbau in den Wänden (Holzständer und die dazwischen befindliche Dämmschicht) dazu, dass an jedem Holzständer kleine Wärmebrücken entstehen. Dies ist bei der Nachweisführung während der Planung zunächst kein Problem. Befindet sich der Taupunkt allerdings in der Dämmschicht und ist zugleich das Lüftungsverhalten der Nutzer unzureichend und die Ausführung der geplanten Dampfsperr-/Dampfbremsfolie nicht ordentlich, können Feuchtigkeitsschäden in der Holztragschicht entstehen. Es bedarf daher höherer Sorgfalt bei der Ausführung und späteren Nutzung.
Schallschutz
Im Bereich Schallschutz führt die geringe Dichte des Holzes, bzw. die Leichtigkeit der einzelnen Bauteile dazu, dass Schall in den Bauteilen nicht so gut absorbiert werden kann. Massive Bauteile geraten schlicht nicht so leicht in Schwingung. Im Holzrahmenbau müssen sich die Schallwellen innerhalb des Bauteils (in der Regel in der Dämmschicht) verlieren. Grundsätzlich sind die gesetzlichen Anforderungen an den Schallschutz mit einer Holzkonstruktion aber sehr wohl einhaltbar. Bei kleineren Wohnhäusern ist dies in der Regel kein größeres Problem. Bei größeren Mehrfamilienhäusern sind die einzelnen Details dann doch oft häufiger im Detail zu planen.
Brandschutz
Im Bereich Brandschutz ist die Brennbarkeit des Baustoffes Holz ein immer wiederkehrendes Thema. Gerade bei größeren Gebäuden liegen bauordnungsrechtliche Vorgaben vor, dass theoretisch keine brennbaren Baustoffe einem möglichen Feuer ausgesetzt sein dürfen. Dabei hat Holz eigentlich gute Eigenschaften was den Brandschutz angeht. Das Material bildet eine eigene Schutzschicht im Brandfall und brennt kontrolliert ab. Auch hier können besondere Nachweise in der Planung erforderlich sein. Da im Holzrahmenbau die Holzständer in der Regel versteckt sind, finden hier Brandschutzbekleidungen Verwendung um so die Bedenken aus dem Brandschutz zu lösen. Abweichend zum klassischen Fachwerkhaus ist das Holz dann aber auch nicht mehr sichtbar.
Ökonomisch gesehen sei noch gesagt, dass Holzbauten als teuer gelten. Dies mag im Mehrfamilienhausbau so seine Richtigkeit haben. Die Planung ist deutlich aufwendiger und es sind derzeit noch häufiger unkonventionelle Lösungen und Rücksprachen erforderlich sind. Im Ein- und Zweifamilienhaus sind aus unserer Sicht allerdings keine großen Unterschiede mehr erkennbar. Das Material Holz gilt derzeit als sehr beliebt und entsprechend kostenintensiv ist die Beschaffung für die Unternehmen. Ein weiterer Grund für höhere Kosten ist, dass es allgemein weniger Zimmereibetriebe gibt als Bauunternehmen (inkl. Hilfskräfte) aus dem klassischen Stahlbeton- und Mauerwerksbau. Hier empfiehlt es sich, vor Baubeginn verschiedene Unternehmen einfach mal anzusprechen und auf Basis eines ersten Entwurfes nach den voraussichtlichen Kosten und Lieferzeiten nachzufragen.
Fazit: Ist Skepsis gegenüber der Holzrahmenbauweise geboten?
Der Holzrahmenbau wurde gerade in früheren Zeiten häufig als billig abgestempelt, unter anderem weil Fertighaushersteller die Wand- und Deckenquerschnitte und Bauteilanschlüsse stark ausgereizt haben. Weiterhin finden bei günstigen Holzrahmenbauten häufig dünne, einschalige Systeme Verwendung, die den Baukörper zwar schlank, aber auch hohl wirken lassen. Der Holzrahmenbau lässt entsprechende Maßnahmen zu. Es muss aber nicht so sein. Seriöse Planer und Fertighausanbieter wissen um die Thematik. Die Leichtigkeit des Holzbaus wurde lange zu stark als Nachteil gesehen. Standsicher sind Holzrahmenbauten aber dennoch. Auch langfristig. Ein Bauwerk ist immer, unabhängig vom verwendeten Material standsicher zu gründen. Wir glauben, es handelt sich häufig eher um eine emotionale, ökonomische oder ökologische Frage. Aus ökologischen Aspekten ist eine stärkere Forderung des Holzbaus denkbar.
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Der Holzbau allgemein bietet aus unserer Sicht größere Chancen was die Vorfertigung, insbesondere kleinere Wohngebäude angeht. Aber auch bei größeren Gebäuden gibt es mehr und mehr Modulbau-Hersteller, die sich dabei auf den Holzbau im Mehrfamilienhausbau konzentriert haben. Die Nachhaltigkeitsdebatte spült den Holzbau zumindest emotional derzeit stark nach vorne. Die Skepsis gegenüber den Holzrahmenbauten ist aus unserer Sicht nicht berechtigt. Im Fertighausbau gibt es beispielsweise eine Vielzahl an Zertifizierungen und Qualitätssiegeln. Ob die Fertighausanbieter und Modulbauhersteller tatsächlich günstiger sind als eine individuelle Planung mit Einzelvergabe ist wiederum eine berechtigte Frage. Sie lässt sich aufgrund fehlender Marktdaten von uns zumindest derzeit nicht vollends beantworten. Hier stellt sich aber unabhängig vom Preis eher die emotionale Frage der späteren Nutzer, ob man in einem Fertighaus/einer Fertighaussiedlung langfristig wohnen möchte. Dies ist aber eine persönliche Entscheidung, die mit individuell verteilten Prioritäten zusammenhängt.
Verfasst am 15. März 2022. Die obigen Informationen können veraltet/fehlerhaft sein und stellen keine Beratung dar. Fragen Sie uns für verbindliche Auskünfte hier an:
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