Was kostet mein Anbau?
Ihre Familie ist gewachsen, Sie haben zu wenig Platz, oder möchten ein vermietetes Haus vergrößern. Sie fragen sich im ersten Schritt nun, ob Sie sich einen Anbau leisten können. Sie suchen im Internet und können nur höchst unterschiedliche Preisangaben finden. Da die Frage nach den Anbaukosten von Bauherren sehr häufig gestellt wird, möchten wir in diesem Artikel auf das Thema Anbaukosten und den Kostenangaben aus dem Internet näher eingehen.
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Was ist ein Anbau?
Unter einem Anbau versteht man eine Vergrößerung eines Gebäudes in horizontaler Richtung. Dadurch entsteht mindestens einseitig ein Anschluss an einem bestehenden Gebäude. Es werden zum Teil Abriss- und Anschlussarbeiten (Wanddurchbruch) notwendig. Der Großteil der Arbeiten befindet sich jedoch im Neubau. Eine baurechtliche Prüfung sollte in jedem Fall stattfinden. Abgesehen von den üblichen Planungs- und Baukosten werden je nach Lage zum Beispiel auch Baugrundgutachten und Beweissicherungen bei Nachbargebäuden erforderlich.
Worauf sollte ich bei Baukostenangaben aus dem Internet achten?
Angaben aus dem Internet für Kostenschätzungen zu verwenden ist einigen Unsicherheiten unterlegen. Sie sollten zunächst auf den Autoren der Preisangabe achten. Können Sie nicht feststellen, wer die Preisangaben tätigt, wissen Sie nicht wo der Wert abgeschrieben, oder von wem er geschätzt worden ist. Achten Sie weiterhin auf das angegebene Datum des Artikels. Baupreise schwanken mit der Zeit (siehe Baupreisindizes). Vergleichen Sie dann die angegebene Größe des Anbaus mit Ihren Wunschvorstellungen. Beachten Sie dabei, dass Flächengrößen in der Baubranche normiert sind (siehe DIN 277). Wir beobachten allerdings, dass bei Angaben im Internet die notwendigen Bezugsgrößen fehlen.
Beispiele:
- Eine Kostenangabe die wir in Bezug auf einen Anbau im Internet finden konnten waren 50.000 €. Hier waren gar keine Flächenangaben vorhanden.
- In einem anderen Beispiel haben wir die Angabe 1.500 € pro Quadratmeter (€/m²) gefunden. Je nachdem wie Sie messen (Außenabmessung, oder innere Raumflächen; mit oder ohne Innenwände, Balkonfläche, Terrasse,etc.) kommen Sie auf unterschiedliche Gesamtkosten. Die Unterschiede sind umso größer, je größer ihr Bauvorhaben ist. Bei einzelnen, kleineren Handwerksleistungen sind die Unterschiede nicht so groß.
Außerdem sollten Sie den Standort berücksichtigen. In Deutschland sind die Baukosten regional sehr unterschiedlich. Das Baukosteninformationszentrum der Architektenkammer (BKI) gibt beispielsweise Baupreiskorrekturfaktoren an. Gegenüber einem Bundesdurchschnittspreis schwankten die Baukosten bei Neubauten in der Vergangenheit (hier aus dem Jahr 2016) zwischen +40 % (Beispiel München, Stadt) und ‑35 % (Beispiel Nienburg, Weser). Manche Kostenkennwerte aus der Vergangenheit werden mit einem Baupreisindizes angepasst, andere wiederum nicht.
Weiterhin sollten Sie den Ausstattungsstandard näher betrachten. Möchten Sie in Zeiten der Klimadiskussionen besonders ökologisch bauen, sind die Baumaterialien im Regelfall etwas teurer. Gehen Sie zu einem industriellen Anbieter können die Preise etwas günstiger sein (Achtung: Qualität berücksichtigen!). Beachten Sie auch das ortsspezifische Baurecht und die geologischen Bodenbedingungen an Ihrem Standort. Nicht immer sind die im Internet auffindbaren Lösungen bei Ihnen zuhause gleichermaßen umsetzbar. Weitere Kostenunterschiede können sich aus zusätzlichen Serviceleistungen ergeben.
Wenn Sie dennoch den Kostenkennwert aus dem Internet verwenden wollen, sollten Sie insbesondere bei der sehr geringen Stichprobe die vorgenannten Unsicherheiten berücksichtigen. Wir empfehlen Ihnen mehrere Kostengrößen zu suchen und grundsätzlich eine Art Risikobudget einzuplanen.
Wie schätzen Ingenieure und Architekten die Kosten für einen Anbau?
Fachexperten lernen mit statistischen Daten umzugehen. Sie nutzen Datensammlungen basierend auf bereits abgewickelte Bauprojekte. Das können eigene Projekte, oder aus Projektdaten Dritter sein, die käuflich zu erwerben sind. Sie nutzen darüber hinaus Erfahrungswerte aus vergangenen Projekten und den Zugriff auf ein Netzwerk aus langjährig erfahrenen Handwerkern, um die speziellen Bedingungen an Ihrem Standort zu berücksichtigen. So können Kostenunsicherheiten zwar nicht ausgeschlossen, aber bestmöglich begrenzt werden.
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Welche Informationen und Dokumente werden für eine Kostenschätzung benötigt?
Eine Kostenschätzung basiert auf Entwurfsunterlagen. Dazu wäre zunächst ein Entwurf auszuarbeiten. Vorab erstellt man einen Kostenrahmen, der klassisch anhand von Kennzahlen erstellt wird. Benötigt werden Angaben zur gewünschten Flächengröße, zum Standort und dem vorgesehenen Ausstattungsstandard bzw. der Bauart. Bei Angaben einzelner Bauunternehmen müssen Sie gegebenenfalls nachfragen, ob auch alle Gewerke, als auch gegebenenfalls Baunebenkosten (u. a. Architekten- und Ingenieurskosten, sowie Kosten für Baugrundgutachten, etc.) mitinbegriffen sind.
Wofür benötige ich einen Kostenrahmen?
Der Kostenrahmen, sowie die anschließende Kostenschätzung (auf Basis eines ersten Entwurfes) dienen dazu, Ihr notwendiges Budget bestimmen zu können und Entscheidungen während des Entwurfsprozesses immer auch unter wirtschaftlichen Aspekten fällen zu können. Eine vereinfachte Form der Kostenschätzung wird ohnehin beim Bauantrag mit angegeben.
Wie viel Zusatzbudget sollte ich einkalkulieren?
Man kann davon ausgehen, dass bei Kostenschätzungen eine Abweichung gegenüber den später abgerechneten Baukosten von bis zu 30 % entstehen können. Dieser Wert gilt insbesondere für An- und Umbauprojekte, da dort größere Unsicherheiten vorliegen als beim Neubau. Schätzen Sie also die Umbaukosten auf 50.000 € halten Sie lieber 60–70.000 € für möglich.
Fazit: Den Anbau gut planen
Um die Erwartungen an den gewünschten Anbau möglichst realistisch zu betrachten lohnt sich ein Blick auf die Kosten. Wir empfehlen Bauherren grundsätzlich bei Maßnahmen im und um den Gebäudebestand herum, etwas konservativer zu planen. Häufig ergeben sich Umstände, die man trotz aller Vorkenntnisse nicht vorausgeahnt hat. Neben den Anbaukosten sollten Sie sich vor allem mit der baurechtlichen Ausgangssituation auseinandersetzen. Die beste Kostenkalkulation nützt Ihnen wenig, wenn Ihr Traum vom Anbau aus baurechtlichen Gründen gar nicht erlaubt ist.
Verfasst am 13. Dezember 2021. Die obigen Informationen können veraltet/fehlerhaft sein und stellen keine Beratung dar. Fragen Sie uns für verbindliche Auskünfte hier an:
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