Filigran- oder Ortbetondecke – was ist die cleverere Wahl?
Decken, als obenliegende Raumabschlüsse und horizontale Raumtrenner, konfrontieren Bauherren regelmäßig mit der Frage nach dem optimalen System. Zur Auswahl stehen üblicherweise zwei Varianten: die Filigrandecke oder Ortbetondecke. Erfahren Sie in dem Artikel alles über die Unterschiede, die möglichen Vor- und Nachteile.
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Was wird als Filigrandecke bezeichnet?
Es ist eine (Halb-)Fertigteildecke, deren Trägermaterial aus einer Stahlbetonplatte besteht. Die Elemente haben in der Regel bereits die Bewehrungen, wie für den Endzustand erforderlich, eingebaut. Abhängig vom Bauvorhaben und den Größenverhältnissen baut man Elementteile mit oder ohne Ortbetonergänzung ein.
Im Wohn- und Hotelbau haben sich raumgroße Deckenelemente bis zu einer maximalen Breite von 4,50 Meter bewährt. In vielen Fällen setzt man sie als Gitterträgerelemente mit Ortbetonergänzung ein.
Als werksseitig vorgespannte Variante sind Stützweiten bis zu 8 Meter möglich und die Montagestützweite ist deutlich vergrößert.
Vor- und Nachteile einer Filigrandecke
Vorteile:
- Kosten- und Zeitersparnis, weil die aufwändigen Arbeiten für die Deckenschalung entfallen
- hohe Planungsfreiheit durch flexibel und individuell zu fertigende Elemente
- Möglichkeit der zweiachsigen Spannung
- Unterseite ist ohne Nachbehandlung “tapezierfähig”
Nachteile
- Lüftungsrohre, Steigleitungen, Deckenauslässe verursachen zusätzlichen Aufwand und Kosten
- die Decke braucht Stützelemente, die für gewisse Zeit die Baufreiheit einschränken
- das Stützmaterial ist nach Fertigstellung abzutransportieren
Wenn die Decke mit Ortbeton ergänzt wird, ist auf die Unterstützung besonders Bedacht zu legen, damit es während und nach der Aushärtung zu keiner Rissbildung kommt. Die Stützweiten sind abhängig vom Gewicht des Ortbetons und der Spannweite der Deckenelemente.
Nach Entfernung der Stützelemente können sogenannte Setz- oder Schwindrisse auftauchen. Sie sind oberflächlich und stellen keine bautechnische Beeinträchtigung dar. Weitere Gestaltungsmaßnahmen setzen unter Umständen Verputzarbeiten voraus.
Was ist unter Ortbeton zu verstehen?
Es ist Beton in flüssiger Form, der direkt auf der Baustelle verarbeitet und in eine vorbereitete Schalung gegossen wird. Der Aufwand ist höher als bei Fertigteil-Decken. Das beginnt bei der Schalungsarbeit, der Bewehrung, die eingebaut werden muss, und endet mit der längeren Trockenzeit. Als Ortbeton bezeichnet man ebenso im Mischwagen angelieferten Pumpbeton.
Vor- und Nachteile einer Ortbetondecke
Vorteile
- mit Ortbeton erreicht man sehr gute schalldämmende und statische Eigenschaften
Nachteile
- Ortbeton wird auf der Baustelle gemischt oder mit dem Betonmischer angeliefert und in die vorbereitete Schalung gegossen
- zuerst muss die Schalung erstellt und unterstützt werden, was das Verfahren der Deckenverlegung aufwändiger und teurer gestaltet
- Ortbeton besitzt schlechtere Wärmedämmeigenschaften
Zusammenfassung und Fazit: Filigran- versus Ortbetondecke
Aus konstruktionstechnischer Sicht überwiegen die Vorteile einer Deckenplatte aus Elementen. Sie zeichnet sich durch hohe gestalterische Freiheit aus. In Verbindung mit einem bauseitig aufgebrachten Ortbeton, wird eine hoch tragfähige Platte gestaltet, die den DIN – Normen (1045, 13.4.3) entspricht. Ein Ringanker braucht nicht mehr ausgebildet zu werden.
Vollmontagedecken sind in höchstem Maße passgenau und reduzieren die Verlegezeit in hohem Ausmaß. Zeit- und Kostenersparnis sind die willkommene Folge. Die weitere Verarbeitung (Verputz, etc.) kann sich auf ein Minimum beschränken.
Eine Ortbetondecke wiederum ermöglicht flexiblere Anpassungen an die örtlichen Gegebenheiten durch individuelle Grundrissformen. So eine Deckung erhebt einen hohen Anspruch an die Schalung und Bewehrung. Die erforderliche Festigkeit ist durch längeren Verbleib in der Verschalung sicherzustellen. Die aufwändigen Stützsysteme verteuern den Bau und behindern für einige Zeit den Baufortschritt.
Anforderungen an die bauphysikalischen Eigenschaften
Wenn man sich über die künftige Verwendung des Gebäudes und den Einbau von Decken Gedanken macht, dann sind der Brandschutz, der Schall- und Wärmeschutz, im Fokus der Betrachtung. Klarheit darüber kann die Entscheidung zugunsten eines Systems absichern.
- Schallschutz: Es wird zwischen Tritt- und Luftschall unterschieden. Der Trittschall entsteht, wenn beispielsweise jemand auf der Decke geht. Er wird durch die Decke (nach unten) und flankierend in die angrenzenden Räume übertragen. Leichtere Bauteile sind aus schalltechnischer Sicht weniger günstig, Bauteile aus Beton (Vollbeton) ergeben schalltechnisch gute Werte.
- Wärmeschutz: Starke Bedeutung bekommt die Decke, wenn sie geheizte Räume von ungeheizten trennt. Die erforderlichen Grenzwerte sind bei Vollbetondecken nur mit zusätzlichen Dämmschichten zu erreichen, da Beton sehr gute Wärmeleiteigenschaften besitzt. Elementdecken, die Hohlräume aufweisen, haben im Hinblick auf den Wärmeschutz eine vergleichbar höhere Dämmleistung.
- Brandschutz: Stahlbetondecken gelten als unbrennbar (DIN EN 13501–1, Klasse 1A). Bei richtiger Dimensionierung bieten sie somit optimale Voraussetzungen für den Brandschutz. Die Schutzziele (Personen‑, Sach- und Umweltschutz) sind gemeinsam bei Geschossdecken zu erreichen, wenn sie richtig dimensioniert sind. Die Feuerwiderstandsdauer (R30) ist in der Regel erreicht, wenn die Anforderungen für die Standfestigkeit und den Schallschutz erfüllt sind.
Verfasst am 14. August 2020. Die obigen Informationen können veraltet/fehlerhaft sein und stellen keine Beratung dar. Fragen Sie uns für verbindliche Auskünfte hier an:
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