Preisvergleich – wie kann ich die Kosten eines/einer Architekten/Architektin vergleichen?
Sie möchten ein Haus bauen und stehen vor der Frage, wen Sie für die Planung Ihres Hauses beauftragen sollen. Unsere Erfahrung zeigt, dass bei der Auswahl die Kosten eine wichtige Rolle einnehmen. In diesem Artikel möchten wir auf die Vergleichbarkeit der Architektenhonorare eingehen und die Gründe für etwaige Unterschiede erläutern.
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Wie hoch sind die Kosten eines Architekten?
Die Kosten eines Architekten, beispielsweise für ein Einfamilienhaus, können unabhängig von einem einzelnen Anbieter grob mit dem Orientierungswerten der HOAI bestimmt werden. Die HOAI ist eine gesetzlich angeordnete Honorarordnung, wie man sie beispielsweise auch bei Rechtsanwälten kennt. Die dort angegeben Orientierungswerte sind für Laien häufig schwer zu interpretieren. Sie sind im Kern abhängig von den anrechenbaren Baukosten und der Komplexität eines Bauprojektes.
Gehen wir beispielhaft davon aus, dass die anrechenbaren Baukosten bei Ihrem Einfamilienhaus (EFH) 300.000 € betragen und Sie den Architekten bis zur Erteilung der Baugenehmigung (Lph. 1–4 gem. HOAI) in Anspruch nehmen. In diesem Fall würden die Architektenkosten gemäß HOAI zwischen ca. 10.500 € und 13.500 € (gerundet) betragen. Tragwerksplanung, bauphysikalische Nachweise, Vermessungsarbeiten und eventuell Baugrundgutachten sind dort noch nicht mit inbegriffen. In der Praxis werden Sie häufig feststellen, dass Sie auch günstigere Angebote bekommen. Hier ist der erbrachte Leistungsumfang und die Beratungsqualität zu hinterfragen.
Warum sind die Kosten gemäß HOAI so hoch?
Die Kosten für den Architekten werden von Fachexperten als angemessen angesehen, da Architekten ein vielseitiges Know-How benötigen (Baurecht, Wirtschaftlichkeit, Technik, Konstruktion), die Planung und Antragsstellung mit Aufwand verbunden ist und eine gewisse Haftung für die Planung und den daraus ermittelten Angaben (wie Wohnfläche, etc.) übernommen wird. Grundsätzlich ist der Preis jedoch Verhandlungssache.
Der Architekt bei unseren Freunden war viel günstiger. Warum?
Wir stellen immer wieder fest, dass sich viele Bauherren, bevor Sie zum Architekten gehen bereits sehr viele Gedanken zur Finanzierung (Ihrem Budget), den gewünschten Materialien, den Grundrissen und weiteren Planungen machen. Dies kann den Beratungsbedarf senken.
Oft erlauben auch die baurechtlichen Vorgaben keine visionären Entwürfe, sodass der Beratungs- und Planungsaufwand für den Architekten weiter reduziert werden kann. Mitunter werden auch Vertrags‑, bzw. Haftungsrisiken (zum Beispiel bei Zusammenarbeit “unter Freunden”) anders bewertet, als man es strenggenommen vorsehen sollte. Wir gehen weiterhin davon aus, dass Architekten, die für Bauträger als eine Art Nachunternehmer arbeiten, zum Teil etwas günstiger sind, weil bei einem wiederholt angewandten Konzept nur noch Einzelheiten bei der Planung angepasst werden müssen (zum Beispiel andere Haustechnik, ein zusätzlicher Erker, ein Kamin, etc.). Auch dadurch können Haftungsrisiken minimiert werden.
Ein neuer Faktor ist die Digitalisierung. Besonders innovative Architekten und Ingenieure arbeiten mittlerweile digital und fangen an ihre Prozesse zu automatisieren. Die Prozessautomatisierung sorgt dafür, dass weniger Personalaufwand dazu führen kann um günstige Preise bei weiterhin hoher Qualität vorweisen zu können. Eine Zusammenarbeit zwischen Betriebswirte, Architekten und Ingenieuren, sowie IT-Ingenieure ist nicht häufig anzutreffen. Dadurch bleibt häufig die Professionalität der Anbieter etwas auf der Strecke.
Warum werden HOAI-Orientierungswerte dennoch verwendet?
Viele Architekten und Ingenieure selbst beurteilen die Orientierungswerte der HOAI als angemessen, weil man bei einem Bauvorhaben nie wissen kann, wie gut ein Bauherr vorbereitet ist und sich mit seinem Traumhaus realistisch beschäftigt hat. Auch der angesprochene “Freundschaftsstatus” kann haftungstechnisch ein großes Risiko darstellen. Weiterhin wird die individuelle, baurechtliche Situation in der Honorarordnung nicht berücksichtigt. Unsere Erfahrungen zeigen zudem, dass die Digitalisierung in vielen Büros auch noch nicht so weit wie man sich das vielleicht wünscht, wodurch Effizienzvorteile nur bedingt erzielt werden. Die Fachexperten verwenden zwar innovative Technologien bei der Planung, allerdings handelt es sich dabei nur um eine Optimierung der Entwurfsleistung (zum Beispiel in 3D). Eine Optimierung von Unternehmensprozessen hat dies aus betriebswirtschaftlicher Sicht nur bedingt viel zu tun.
Wir denken, dass eine professionelle Prozessoptimierung, eine Spezialisierung auf den Wohnbau und eine stärkere Fokussierung auf die Bauherrenbedürfnisse die gewünschten Effizienzvorteile bieten, anstatt nur die eigenen Planungsleistungen durch Anwendung neuer Softwarelösungen möglichst komfortabel zu gestalten.
Fazit: Wie kann ich Architektenpreise vergleichen?
Die HOAI sollte ursprünglich dafür sorgen, dass Planer keinen Preiswettkampf, sondern einen Qualitätswettkampf pflegen. Das EuGH Urteil hat den Preiswettkampf nun etwas geöffnet. Geringe Preise bergen natürlich die Gefahr, dass die Qualität bei Architekten und Ingenieuren darunter leidet. Wir gehen allerdings insgesamt davon aus, dass abgesehen von einigen Einzelfällen, Bauherren von dieser Marktöffnung profitieren werden. Die Qualität ist durch Bauvorlageberechtigung als Qualitätsmerkmal weiterhin gültig. Wir sind der Auffassung, dass günstige Preise bei gleichbleibender Qualität auch durch Innovation hervorgerufen werden kann. Aus Bauherrensicht sehen wir, wie bei anderen Produkten und Dienstleistungen auch, eine hohe Transparenz bei der Kundenzufriedenheit neben der Bauvorlageberechtigung als wichtiges Qualitätsmerkmal an.
Verfasst am 14. Dezember 2021. Die obigen Informationen können veraltet/fehlerhaft sein und stellen keine Beratung dar. Fragen Sie uns für verbindliche Auskünfte hier an:
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