Bauschäden im Altbau selbst erkennen – geht das?
Die mittlerweile hohe Anzahl bestehender Wohngebäude in Deutschland lässt vermuten, dass sich viele Menschen hierzulande grundsätzlich mit dem Thema Umbau, Sanierung und Modernisierung beschäftigen. Einen Kauf und anschließenden Umbau von Altbauten wagen allerdings verhältnismäßig Wenige. Ähnlich wie bei bereits gebrauchten Produkten besteht ein großes Hemmnis beim Bauen im Bestand durch die Gefahr von Bauschäden. Experten stellen immer wieder fest, dass sich vor allem private Bauherren mit einer Altbausanierung übernehmen. Wir möchten uns deshalb in diesem Ratgeber dem Thema der Bauschadenserkennung widmen und auf die Frage eingehen, ob man Bauschäden auch ohne Bauexperten erkennen kann.
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Welche Arten von Bauschäden gibt es?
Bei Bauschäden in Altbauten kann es sich um einen Schädlingsbefall, einen Schimmel- oder Pilzbefall, Risse, teilweise unangemessene Geruchs- oder Geräuschemissionen, oder technische Störungen in der Haustechnik handeln. Etwas weniger gravierend sind Kratzer und Abnutzungserscheinungen an Oberflächen, die die Funktionalität des Gebäudes nicht beeinflussen. Die Ursachen für Bauschäden können in der Planung, der Ausführung, der fehlenden Wartung, oder im Fehlverhalten der Nutzer liegen.
Welche Folgen können Bauschäden hervorrufen?
Bauschäden können zu gesundheitlichen Schäden und allgemeiner Unzufriedenheit der Bewohner, zu Einschränkungen der Nutzbarkeit, einer Erhöhung des Energieverbrauchs, bis hin zum unausweichlichen Abriss führen. Auch der Immobilienwert leidet unter Bauschäden. In den anerkannten Immobilien-Bewertungsverfahren (u. a. Anwendung bei der Kreditvergabe) werden Bauschäden in Deutschland wertmindernd berücksichtigt.
Wie lassen sich Schädlinge im Gebäude erkennen?
Schädlinge sind auf dem ersten Blick häufig nicht sichtbar. Sie verstecken sich in breite Fugen, nicht sichtbaren Hohlräume, hinter Fußleisten, oder in Versorgungsschächten. Holzwürmer lassen sich beispielsweise am Holzmehl oder an nächtlichen Geräuschen erkennen. Dachsparren hören sich beim Abklopfen hohl an.
Wodurch entstehen Schimmel und Pilzbefall und wie sind sie erkennbar?
Schimmel und Pilze ergeben sich in der Regel durch Feuchtigkeitsschäden. Feuchte Stellen entstehen durch fehlende Belüftung (zum Beispiel hinter Einbauschränken), Fehlverhalten beim Heizen und Lüften (zum Beispiel auch durch Wäschetrocknen in geschlossenen Innenräumen), oder konstruktiven Fehlern bei Planung und Ausführung. Schimmel und Pilzbefall findet man klassisch in unzureichend abgedichteten Kellern, Flachdächern, Fenstern, innenliegenden Badezimmern oder Be- und Entlüftung und an undichten Stellen in Neubauten, meist in Übergangsbereichen verschiedener Bauteile. Der Schimmel (zum Beispiel durch ein nasses Mauerwerk) ist oft lange nicht sichtbar, da es eine gewisse Zeit benötigt, bis er durch den Putz und Tapete erscheint. Ein ausgeprägter Schimmel und Pilzbefall ist oft auch riechbar. Salzausblühungen am Mauerwerk (bei Bauernhäusern) sind von Schimmel für Laien nur schwer unterscheidbar. Sie haben keine bedenklichen gesundheitliche, dafür jedoch substanzielle Folgen für das Tragwerk. An Holzbauteilen ist Schimmel, bzw. ein Pilzbefall auch an einer watteartigen Schicht zu erkennen. Feuchtigkeitsschäden (verrottetes Holz) sind bei Holz-Fachwerkkonstruktionen als erstes meist an der Bodenschwelle erkennbar.
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Wie entstehen Risse und welche Risse sind bedenklich?
Rissen treten bei allen möglichen Bauteilen und Materialien auf. Sie sind eine Folge von Bewegungen im Haus, Überbelastungen, wechselnden Temperaturen und von Feuchtigkeit im Bauteil. Bei den Bewegungen muss es sich nicht um Erdbeben handeln. Ein Haus ist ständig in Bewegung, auch wenn es für uns statisch wirkt. Unterschiedliche Materialien verhalten sich bei Temperaturwechsel ganz eigen. Manche Materialien sind elastischer, andere eher plastisch. Risse treten meist oberflächig auf, dringen aber teilweise auch bis tief in die Tragstruktur der Bauteile ein. Experten nutzen Rissbreitenlehren, bzw. Riss-Messlehren um Risse zu kategorisieren. Kleine Haarrisse gelten als unbedenklich. Lange, tiefe Risse an Stahlbetondecken beispielsweise können zu Korrosion des im Beton befindlichen Stahls führen. Eine freiliegende Stahlbewehrung führt langfristig zu einer nachlassenden Tragfähigkeit der Decke. Korrosion macht sich in der Regel durch Betonabplatzungen bemerkbar. Der Verlauf von Rissen (schräg, horizontal, vertikal) kann von Experten interpretiert werden. Tiefere Risse deuten meist auf eine Überbelastung, oder einen fehlenden Unterbau (Setzrisse) hin. Viele Risse im Holztragwerk sind dagegen natürlich bedingt. Längere, tiefe Risse im Holz sind auch dort näher zu untersuchen. Aufwendige Rissanalysen sind vor allem bei innerstädtischen Nachverdichtungsmaßnahmen in Baulücken relevant (Beweissicherung in Nachbargebäuden).
Wie lassen sich Bauschäden bei Altbauten vorbeugend vermeiden?
Im Neubau werden die Erfahrungen früherer Gebäude genutzt, wodurch neue Materialien und Standarddetails entwickelt worden sind. Im Altbau hingegen muss man als Bauherr die Situation annehmen wie sie ist. Gegen Schädlinge helfen Dichtungen an Fenster und Türen, sowie an der gesamten Fassade (zum Beispiel auch am Dach gegen Tauben und Taubenkot). Im Wohnraum hilft regelmäßiges Stoßlüften (tagsüber, falls möglich alle 4 Std. einmal 5 min lüften). Dann sollten Sie im Altbau Ihr Möbel nicht zu dicht an die Wand stellen (Luftzirkulation). Oberflächige Schimmelbildung kann händisch beseitigt werden. Bei wiederholtem Auftreten sollte man vorbeugend der Ursache nachgehen. Gegen Schädlinge und Feuchtigkeit bei Holzkonstruktionen helfen Holzschutzmittel (zum Beispiel bei Fenstern), oder eine ordentliche Dachabdichtung (bei Holzdachkonstruktionen).
Fazit: Brauche ich einen Bauschadensgutachter?
Mit dem Ratgeber hoffen wir Ihnen einen Überblick und ein paar praktische Hinweise zum Thema Bauschäden im Altbau geben zu können. Nutzen Sie die Hinweise bei der Inspektion vor einem Kauf eines Altbaus, oder bei der Modernisierung Ihres eigenen Hauses. Der Ratgeber gibt Ihnen allerdings nur einen sehr oberflächigen Einblick in die Bauschadensthematik. Wir empfehlen Ihnen gerade bei größeren Auffälligkeiten frühestmöglich einen Bauschadensgutachter zu kontaktieren. Auch Bauunternehmen fungieren durch Ihre Erfahrung und Zusammenarbeit mit Schadensgutachtern oft als geeignete Ansprechperson (zum Beispiel bei feuchten Kellerwänden). Langfristig sehen wir es auch aus Sicht der Werthaltigkeit Ihrer Immobilie als sinnvoll an, die Ursachen frühestmöglich anzugehen, anstatt lange zu warten.
Verfasst am 26. Dezember 2021. Die obigen Informationen können veraltet/fehlerhaft sein und stellen keine Beratung dar. Fragen Sie uns für verbindliche Auskünfte hier an:
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