Ein Bauernhaus umbauen – ESTATIKA gibt wichtige Hinweise
Die Nachfrage nach Bauernhäusern bzw. einem alten Bauernhof ist nicht zuletzt durch die Corona-Pandemie stark gestiegen. Immer mehr Menschen teilen den Wunsch ein Bauernhaus umbauen zu wollen. Schon immer haben Menschen den weiten Blick und große Fläche genossen. Unsere Daten deuten zudem darauf hin, dass auch Mehrgenerationenhäuser wieder stärker in Mode kommen. Auch die berufliche Anbindung vom Bauernhaus aus ist in Zeiten der Digitalisierung ein immer kleiner werdendes Problem. Der Zustand älterer Bauernhäuser oder auch Guts- und Herrenhäusern wirft jedoch gleichzeitig Fragezeichen in die Gesichter der Bauherr:innen. Wie teuer wird es? Wie lange dauert es? Kann ich mir den Umbau leisten? Welche gestalterischen Details sollte man achten? Für all diese Fragen haben wir in diesem Ratgeber einige wichtige Hinweise für Sie parat.
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Der Traum vom Bauernhaus – Warum ein Bauernhaus umbauen?
Die Gründe, ein Bauernhaus umbauen zu wollen, können mitunter sehr vielfältig sein. Manche Menschen sind auf einem Bauernhof aufgewachsen und streben eine Modernisierung oder einen Anbau an. Menschen aus der Stadt sehnen sich schlicht nach mehr Platz oder Natur und Ruhe. Einige Menschen möchten auch eine eigene Community gründen, egal ob mit Freunden oder der Familie. Ein gesellschaftlicher Grund dafür, dass Umbauarbeiten vom Bund bevorzugt behandelt bzw. gefördert werden, ist die Hoffnung, den Flächenverbrauch durch eine Revitalisierung von Altbeständen langfristig reduzieren zu können. Neben der Wohnnutzung bieten Bauernhäuser bzw. ganze Höfe auch noch weitere Nutzungsmöglichkeiten. Um an dieser Stelle nur einige Möglichkeiten zu nennen:
- Gemüseladen
- Event-Hall für Hochzeiten
- Foto-Spots
- Atelier
- Treffpunkt für Naturwanderungen
Was ist charakteristisch für ein Bauernhaus?
Bauernhäuser haben in der Regel eine einfache Kubatur mit Sattel- oder Walmdach. Der repräsentative Teil eines Bauernhofes, meist der Wohnbereich, besteht zum Teil aus einer Holz-Fachwerkkonstruktion. Weit verbreitet ist insgesamt eher eine einfache Massivbauweise. Von außen findet man im oberen Bereich des Giebels typischerweise eine Holzverbretterung. Klassisch in der Farbe Waldgrün oder Blau mit roten Ziegeln. Der Ortgang ist mit Windfedern ausgestattet. Typisch ist auch die Kombination aus Wohnhaus und angeschlossenen Stall. Der Stall kann dabei abweichende Deckenhöhen aufweisen. Bei der Erschließung des darüberliegenden Heubodens ist dann Kreativität gefragt. Zum Teil findet man in Bauernhäusern auch Kriechböden, die ausgebaut werden können.
Umsetzung Ihrer Träume – Was es beim Bauernhaus umbauen bei der Planung zu beachten gilt
In der Regel stehen Bauernhöfe im Außenbereich einer örtlichen Bebauung. Dort liegen keine Bebauungspläne vor, an deren Vorgaben man sich bei der Planung orientieren kann. Bauvorhaben im Außenbereich unterliegen bundesweit besonderen Bedingungen (siehe § 35 BauGB). Sinngemäß ist den Gesetzestexten zu entnehmen, dass An- oder Umbaumaßnahmen, die rein der Wohnnutzung dienen, nur in Einzelfällen zulassungsfähig sind. Hier ist zwingend eine Rücksprache mit den zuständigen Baubehörden erforderlich.
Das Genehmigungsrisiko ist ein wesentlicher Punkt, den es im Vorfeld eines Kaufs oder einer An- bzw. Umbaumaßnahme zu klären gilt. Oftmals wird eine landwirtschaftliche Nutzung gefordert. Bei einem Verkauf kann daher ein Bauvorbescheid sehr nützlich sein. Bei besonders historischen Bauern- oder Gutshäusern ist ebenfalls die Denkmalschutzbehörde mit einzuschalten.
Weiterhin empfehlen wir besonders bei Anbaumaßnahmen ein Baugrundgutachten durchzuführen, um Bodenverunreinigungen und Tragfähigkeit zu prüfen. Fehlen die Planunterlagen komplett, werden darüber hinaus Bestandsvermessungen erforderlich. Insgesamt sollten Bauherr:innen dadurch mit mehr Eigenengagement und höheren Planungskosten als bei Neubaumaßnahmen rechnen.
Was ist weiterhin zu beachten?
Die Bauzeichnungen für den Bauantrag sind in der Regel nicht für die Ausführung bzw. der Montageplanung geeignet. Dafür sind auf den Bauzeichnungen zu wenig Details erkennbar. Handwerkliche Gewerke bevorzugen es, bei Umbaumaßnahmen vor Angebotsabgabe eine Ortsbesichtigung durchzuführen. Sofern Handwerker:innen die Bausubstanz selbst nicht ausreichend gut einschätzen können, helfen Ihnen vor der Ausführung auch Bauschadensgutachter:innen. Meist handelt es sich dabei um speziell ausgebildete Bauingenieur:innen oder Architekt:innen.
Trotz stichprobenartiger Tests und Sichtprüfungen kann niemand die Bausubstanz ohne Rückbau von Putzschichten, Blenden und Vorsatzschalen vollständig bewerten. Beim Umbau ist daher aufgrund notwendiger Stützkonstruktionen und unentdeckter Bauschäden auch bei den Baukosten mit höheren Aufwendungen zu rechnen. Wir empfehlen Ihnen ein entsprechendes finanzielles und zeitliches Risikobudget mit einzuplanen.
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Wie bestimme ich die Höhe des notwendigen Risikobudgets?
Grundsätzlich ist die Höhe der Umbaukosten natürlich abhängig von Ihren Wünschen und den baurechtlichen Möglichkeiten. Zu Beginn eines Projektes, wenn noch keine Untersuchungen von Bauexpert:innen durchgeführt worden sind, wird das Risikobudget häufig pauschal bestimmt. Von seriösen Architekt:innen wird Ihnen beispielsweise empfohlen 30 % Mehrkosten als finanziellen Puffer vorzuhalten. Sprechen Sie dazu am besten mit Ihrer Bank. Bedenken Sie dabei, dass Vorhaltezinsen bei der Bank anfallen können.
Ob Sie das Risikobudget benötigen werden, lässt sich erst im weiteren Verlauf detailliert beantworten. Zusätzliche Erkenntnisse liefert ein konkreter Entwurf auf Basis einer Bestandsvermessung. Weitere Sicherheiten ergeben sich infolge einer Entkernung. Bei noch vorhandenen Unsicherheiten fragen Sie eine:n Bauschadensgutachter:in, Statiker:in, oder spezielle Handwerksmeister:innen.
Zur Einhaltung Ihres Budgets können Sie daraufhin immer noch Anpassungen beim vorgesehenen Ausstattungsstandard vornehmen. Die Planenden passen die Bauzeichnungen für Sie an. Eine Anpassung der Planungsunterlagen ist häufig kostengünstiger als nachträgliche Arbeiten bei der späteren Ausführung.
Fazit – Der Traum vom Bauernhaus und die Kostenhemmschwelle
Aufgrund der anfänglich hohen Risiken, bewerten wir das Umbauen von einem Bauernhaus als typische Maßnahme, entweder für Liebhaber oder ansässige Familienmitglieder. Der Vorteil bei Familienmitgliedern ist häufig, dass Großeltern die Historie der Gebäude gut kennen. Sie waren beim Bau noch selbst beteiligt und können wichtige Informationen zur Verfügung stellen. Allgemein sind bei der Planung und Umsetzung vor allem zwei Punkte besonders zu berücksichtigen: Zum einen empfehlen wir die Baugenehmigungsfähigkeit frühzeitig mit einer Architekt:in, die Erfahrung beim Umbau von Bauernhäusern (im Außenbereich) hat, zu prüfen. Bei besonders alten oder maroden Bauernhäusern, stellt zweitens die Einschätzung des Zustandes aus planerischer und handwerklicher Sicht, eine große Herausforderung dar. Hier sind Statiker:innen, spezielle Handwerker:innen oder spezielle Bauschadensgutachter:innen meist eine gute Wahl.
Verfasst am 29. Oktober 2021. Die obigen Informationen können veraltet/fehlerhaft sein und stellen keine Beratung dar. Fragen Sie uns für verbindliche Auskünfte hier an:
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