Direkt zum Generalunternehmen?
Wir stellen immer wieder fest, dass Menschen, die ein Haus bauen möchten gar nicht so recht wissen, bei wem Sie sich eigentlich melden sollen. Angehende Bauherren fragen bei den Behörden, andere gehen zu einem Generalunternehmen, oder klassisch zu einem Architekturbüro. In diesem Ratgeber schauen wir uns das Geschäftsmodell der Generalunternehmen näher an und berichten, warum Sie am Ende doch bei einem Planungsbüro landen.
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1. Was ist ein Generalunternehmer?
Ein Generalunternehmen übernimmt für Sie während der Bauphase alle ausführenden Bauleistungen. Generalunternehmen beauftragen und koordinieren für Sie die am Bau beteiligten Unternehmen. Der Großteil der Arbeiten wird von eigenen Mitarbeitern erbracht. Sogenannte Fremdgewerke werden über Nachunternehmen eingekauft. Generalunternehmen lassen sich den Auswahl- und Vergabeprozess, die Koordination, sowie die Vertragsrisiken mit den Nachunternehmern jedoch auch entsprechend vergüten. Unter Berücksichtigung der Einsparpotentiale beim Koordinationsaufwand muss dies aber nicht bedeuten, dass sie automatisch teurer sind als eine eigenständige Beauftragung von Bauunternehmen plus Bauleiter.
2. Wer verbirgt sich hinter einem Generalunternehmen?
Generalunternehmen entwickeln sich im Regelfall aus Bauunternehmen, die vorzugsweise im Rohbau tätig sind. Sie erweitern Ihr Geschäftsfeld um die Schnittstellen zu anderen Fachunternehmen zu optimieren. Als Experten im Rohbau sind Sie häufig konfrontiert mit verschiedenen Nachfolgeunternehmen und kennen die Probleme daher häufig sehr gut. Eigene Bauleiter (Bauingenieure, Architekten, Handwerksmeister, Bautechniker) erweitern das Team, sodass ein zentraler Ansprechpartner für den Bauherren im Unternehmen verankert wird.
3. Warum gibt es Generalunternehmen?
Die Existenz eines Generalunternehmens hat im Kern zwei Gründe: Zum einen beobachten wir eine immer stärkere Spezialisierung einzelner Handwerker durch neue Technologien (zum Beispiel Smart-Home), Montagetechniken (zum Beispiel 3D-Druck) und den entsprechenden DIN-Normen. Zum anderen erleben wir einen damit einhergehenden, steigenden Koordinationsaufwand und die Notwendigkeit eines Generalisten, der die Ausführung überwacht und koordiniert. Auch Dokumentationsarbeit, Aufmaß, Abnahmen und Abrechnungen müssen erledigt werden. Man kann verstehen, dass handwerklich begabte Menschen an der Bürokratie häufig wenig Interesse haben. Von Seiten der Ausführung wird immer wieder berichtet, dass die Koordinationsleistung auf der Baustelle gerade von privaten Bauherren ohne Erfahrung häufig unterschätzt werden. Die Folgen sind Stress, zeitliche Engpässe, zum Teil doppelte Arbeiten und Misskommunikation mit den Bauherren. Eine gute Abstimmung ist ein Erfolgsgarant für eine ordentliche Ausführung und sogleich auch ein langlebiges Gebäude.
4. Ich möchte bauen. Soll ich direkt zum Bauunternehmen gehen?
Es ist ein eigentlich simpler und logischer Gedanke, wenn Bauherren beim Bauen als Erstes an ein Bauunternehmen, bzw. Generalunternehmen denken. Sie können als Bauherr natürlich direkt zu einem Unternehmen aus der Bauausführung gehen, nur benötigt jede Ausführung zunächst einen Plan, bzw. eine Übersetzung Ihrer Wünsche in eine technische umsetzbare Konstruktion. Die Planung (insbesondere die baurechtliche Einordnung) ist kein Spezialgebiet eines Bau‑, bzw. Generalunternehmen. In der Regel vermittelt Sie das Bauunternehmen dann an einen Architekten oder Ingenieur. Das kann ein Freiberufler, ein größeres Architektur-/Ingenieurbüro, oder im einfachsten Fall ein Generalplaner sein. Erfahrene Ansprechpartner in Generalunternehmen werden Sie darauf hinweisen, dass Sie zur Planung eines Einfamilienhauses mehrere Fachplaner benötigen. Der Ablauf eines Bauprojektes erfordert deshalb vor der Kontaktaufnahme zu einem Bau‑, bzw. Generalunternehmen eigentlich erst den Schritt zu einem Planungsbüro. Ein Ausnahmefall können genehmigungsfreie Bauvorhaben darstellen.
5. Wann sollte ich zu einem Generalunternehmen gehen?
Der Gang zum Generalunternehmen lohnt sich, wenn Sie die einzelnen Baufirmen nicht selbst aussuchen, die Bauausführung nicht selbst koordinieren und Sie deshalb nur einen Ansprechpartner für die Bauausführung wünschen. Weiterhin empfehlen wir Ihnen eine Zusammenarbeit mit einem Generalunternehmen, wenn Sie sich eine spezielle Bauweise (oder Materialien) wünschen, bei der es wichtig erscheint, auf funktionierende Prozesse zurückgreifen zu können. Vergessen Sie jedoch nicht, dass Sie unabhängig vom Generalunternehmen als Bauherr weiterhin Pflichten haben. Zu den Pflichten gehört unter anderem die Planungsunterlagen zu liefern, sowie sich zeitgerecht auf Material, Farbe und Ausstattung festzulegen (Lieferzeiten beachten). Gute Bauleiter, aber auch Handwerker weisen den Bauherren in der Regel auf die entsprechenden Fertigungsdauer, bzw. Lieferzeiten hin.
6. Wann sollte ich NICHT zu einem Generalunternehmen gehen?
Sie können auf ein Generalunternehmen verzichten, wenn Sie aus Ihrem Umfeld genügend Handwerker kennen und die Koordination selbst, oder einen unabhängigen Bauleiter übernehmen lassen möchten.
7. Fazit: Generalunternehmen als Rundum-Sorglos-Paket?
Unsere Erfahrungen zeigen, dass Bauherren, die vor allem Spaß am Austausch mit Baufirmen haben, die Koordinationsleistung bei privaten, kleineren Bauvorhaben auch selbst übernehmen können. Haben Sie zu wenig Zeit, oder möchten die Suche nach Baufirmen, die Koordination und das Drumherum aus anderen Gründen lieber einem Profi überlassen, können Sie einen einzelnen Bauleiter, oder ein Generalunternehmen beauftragen. Die Beratung auf der Baustelle nehmen im Privatsektor häufig auch gute Handwerker selbst in die Hand.
Wenn Sie einen Bauleiter wünschen ist es aus unserer Sicht schwer begründbar, ob ein separater Bauleiter, oder ein angestellter Bauleiter in einem Generalunternehmen kostengünstiger ist. Gute Bauleiter finden Sie in beiden Fällen. Bedenken Sie bei dem Gedanken an ein Rundum-Sorglos-Paket weiterhin Ihre Pflichten und die notwendige Kooperationsbereitschaft beim Bauen. Neben dem Preis sollten Sie auch auf Qualitäten achten. In der Praxis ist dies bei privaten Bauvorhaben zugegebenermaßen häufig eine emotionale Entscheidung (“Bauchgefühl”). Wir empfehlen Ihnen den persönlichen Kontakt zu suchen, oder sich Referenzen und Kundenzufriedenheit anzuschauen. Die Zusammenarbeit erfordert dann doch immer ein gewisses Vertrauen.
Verfasst am 3. Februar 2021. Die obigen Informationen können veraltet/fehlerhaft sein und stellen keine Beratung dar. Fragen Sie uns für verbindliche Auskünfte hier an:
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