E‑Pinion – Unsere Meinung zu aktuellen Themen aus dem Wohnungsbau
Das Wohnungsbaujahr 2022 ist schon wieder ein paar Monate alt. Viele Themen aus dem verganenen Coronajahr scheinen sich auch in diesem Jahr zu bestätigen. Weiterhin sind beim Wohnungsbau Themen, wie die erhöhten Baukosten, die KfW-Förderung, oder die Grundstücksknappheit bei vielen Privatbauherr:innen als auch Investor:innen omnipräsent. Die erhöhten Baukosten führen unweigerlich dazu, dass zumindest ein Teil unserer Kundschaft immer häufiger auch nach Themen wie Tiny Houses oder Mobilheimen nachfragen. Die Grundstücksknappheit sorgt für eine erhöhte Nachfrage nach Ausbau- und Sanierungsmaßnahmen im eigenen Wohn- oder Mietshaus. In Fachkreisen dagegen wird vermehrt über das Thema Holzbau im Zuge der Klimaschutzdebatte diskutiert. Ein Dauerbrenner ist und bleibt unter Planer:innen, Ausführenden und Betreiber:innen weiterhin das Thema Digitalisierung in all seinen Facetten.
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Zu all diesen Themen haben wir unsere persönliche Meinung. Unsere Meinung bildet sich aus den gesammelten Erfahrungen, unseren theoretischen Kenntnissen, den Wünschen unserer Kunden und Kundinnen, Rückmeldungen anderer Planungsbeteiligte und der Investor:innen. Wir möchten unsere Meinung in den kommenden Zeilen kundtun und freuen uns weiterhin mit Kunden und Kundinnen, Partner:innen, Interessierten und allen anderen Weggefährt:innen zu diskutieren. Wir freuen uns über jedwede Rückmeldungen. Gleichzeitig hoffen wir natürlich auch, dass wir allen Leser:innen eine Möglichkeit bieten, Ihre eigene Meinung neu verorten zu können.
Unsere Meinung zu …
… erhöhte Baukosten im Wohnungsbau
Die Baukosten im Wohnungsbau sind in den vergangenen Jahren, vor allem zu Zeiten der Coronapandemie, stark gestiegen. Als Grund für die Preissteigerungen werden unterbrochene Lieferketten und eine gestiegene Nachfrage aus dem Ausland genannt. Soweit, so bekannt. Die Frage, die uns immer wieder gestellt wird: Wie geht es weiter? Grundsätzlich deuten die Zahlen in Deutschland, aber auch in anderen Ländern darauf hin, dass weiterhin eine hohe Nachfrage nach Wohnraum und in aller Konsequenz somit auch nach entsprechenden Baumaterialien vorliegt. Die Frage für Privatbauherr:innen lautet, wie lange Sie und die Banken als Finanzierer, sich die erhöhten Baukosten noch leisten können und wollen. Bei Renditeobjekten lautet die Frage, wie lange werden die daraus resultierenden Kaufpreise noch von Endinvestor:innen und Endnutzer:innen gezahlt.
Die Entwicklung der Baukosten jedenfalls ist aus unserer Sicht, wie so viele andere Preisentwicklungen auch, eine kleine Wundertüte. Man kann Privatbauherr:innen, Banken und Investor:innen nur empfehlen sich die Best‑, Worst- und Use-Case Szenarien zu vergegenwärtigen und darauf aufbauend kluge Entscheidungen zu fällen.
… Grundstücksknappheit
Die Grundstücksknappheit ist aus unserer Sicht kein aktuelles Trendthema. Wir gehen vielmehr davon aus, dass es sich um ein Dauerthema handeln wird. Grund und Boden sind ein begrenztes Gut und Deutschland ein weitestgehend gebauter Staat. Gleichzeitig sorgt die vorliegende Nachhaltigkeitsstrategie des Bundes dafür, dass der Flächenverbrauch weiter begrenzt werden soll und Nachverdichtungen sowie Sanierungen gefördert werden (siehe KfW Sanierungsförderung). Dies ist ökologisch gesehen auch richtig und gut. Man sollte sich nur darüber im Klaren sein, dass dadurch Bodenpreise in den nachgefragten Regionen weiter steigen werden. Einzig die Digitalisierung und die Möglichkeit des HomeOffices könnte hier einen gegenläufigen Trend verursachen, indem Menschen sich wieder in die weniger nachgefragten Regionen Deutschlands verteilen.
Hierbei gilt jedoch zu beachten, dass nicht alle Arbeitnehmer:innen die Chance haben im HomeOffice zu arbeiten. Manche möchten es auch schlicht und ergreifend nicht. Der Arbeitsplatz ist abgesehen von der eigentlichen Arbeit immer noch ein Ort der sozialen Interaktion. Wie viele nun in einem neuen Umfeld leben möchten, an denen keine Grundstücksknappheit herrscht, bleibt ebenso fraglich. Hier ist geschicktes Marketing und eine gute Infrastruktur gefragt. Das wiederum klingt nach Projektentwicklungen, die über mehrere Jahre laufen und bei denen viel Vertrauen in die Zukunft eines Standorts gesteckt werden müssen. Um das Vertrauen zu entwickeln müssen Projektentwickler:innen sich die Frage stellen, wie stark die Digitalisierung unser das Zusammenleben, bzw. das Zusammenleben der jeweiligen Zielgruppe weiter beeinflussen wird.
Wir von ESTATIKA haben in den vergangenen Monaten festgestellt, dass der persönlichen Austausch im privaten Bereich, gerade abseits des eigenen digitalen Handelns bei der Arbeit einen wichtigen Ausgleich darstellt. Möglicherweise bewertet eine noch jüngere Generation diese Frage aber auch schon wieder anders.
… KfW-Förderung beim Wohnungsbau
Der Stopp der KfW-Förderung am Ende des Monats Januar kam plötzlich und unerwartet. Er hat auch bei uns für viele Rückfragen aus der Kundschaft gesorgt. Zum Glück konnten wir allen Anfragen gerecht werden und unsere Anträge pünktlich einreichen. Ob man den Stop noch vor Ablauf der KfW 55 Förderung hätte machen müssen, ist mühselig zu diskutieren. Gesamtheitlich und unabhängig von unseren eigenen Interessen als Planungsbüro, bewerten wir den vorübergehenden Stop der Neubauförderung aus ökologischer Sicht als sinnvoll. Sanierungen, Umbauten und Umnutzungen sind die Zukunft.
Die Risiken und in vielen Fällen auch die tatsächlich höheren Baukosten beim Bauen im Bestand sollten aus unserer Sicht jedoch durch finanzielle Unterstützungen (Förderungen) verstärkt ausgeglichen werden. Es sollte im Regelfall nicht attraktiver sein, ein Gebäude abzureißen und mit Fördermitteln neu zu bauen, als ein bestehendes Gebäude zu sanieren. Wenn Neubau, dann auch richtig. Einzig der Kontext des sozialen Wohnungsbaus lässt einen berechtigten Spielraum in der Neubau- und Klimaschutzdebatte zu.
Man darf gespannt sein, wie das neue Förderprogramm der Bundesregierung aussehen wird.
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… Nachverdichtungen
Wie bereits bei den Themen Grundstücksknappheit und der KfW-Förderung erwähnt, wird das Thema Nachverdichtung auch in Zukunft eine wichtige Rolle einnehmen. Von kommunaler Seite wissen wir, dass Nachverdichtungspotenziale immer häufiger identifiziert werden wollen. Moderne Geoinformationssysteme leisten hierbei schon einen erheblichen Mehrwert. Möglicherweise helfen weitere Befliegungen mit Thermografieaufnahmen oder Laserscans, beispielsweise um unbeheizte Dachräume zu identifizieren. Aus unserer Sicht fängt danach allerdings ein weiteres Problem erst an: Bei der Vielzahl an Privateigentümer:innen in Deutschland wird es schwierig, die jeweiligen Eigentümer:innen von einer Nachverdichtung zu überzeugen. Diverse Gründe wie unterschiedliche Meinungen in der WEG, in Erbengemeinschaften, oder schlicht fehlendes Interesse, Know-How oder finanzielle Ressourcen, können für die bislang ausbleibenden Investitionen sorgen. Das Team von ESTATIKA jedenfalls ist gespannt, welche baulichen Maßnahmen uns auch in diesem Jahr wieder erwarten.
… Sanierungen
Die Gebäudesanierung stellt aus energetischer Sicht ein großes Potenzial dar, um Heizkosten langfristig zu sparen. Einerseits kann die Gebäudehülle saniert, andererseits können die technischen Anlagen (v. a. Heizungsanlage) ausgetauscht werden. Unseren Erfahrungen zeigen, dass speziell bei Umnutzungen, Anbau und Ausbaumaßnahmen immer noch viele Hauseigentümer:innen vor den hohen zusätzlichen Kosten einer Sanierung zurückschrecken. In gewisserweise kann auch der Wärmeschutznachweis einen Teil dieses Problems darstellen.
Wir können teilweise verstehen, dass man nicht unbedingt eine Vielzahl an neuen technischen Anlagen wie z. B. eine Lüftungsanlage einbauen möchte. Die Technologisierung unserer Gebäude führt unweigerlich auch langfristig zu einem erhöhten Wartungsaufwand. In der Wissenschaft werden entsprechende Themen von Bauphysiker:innen und Architekt:innen weitläufig diskutiert. Aktuell sind den Planer:innen in der Praxis jedoch teilweise die Hände gebunden. Abgesehen davon gehen wir aber davon aus, dass auch im Jahr 2022 der individuelle Sanierungsfahrplan und das Förderprogramm der BAFA weiter an Attraktivität und Nachfrage gewinnen wird. Finanziell lassen sich die Förderungen gut mit den Förderprogrammen der KfW kombinieren. Sanierungen bleiben daher ein belebtes Thema für den Wohnungsbau.
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… Co-Living, Tiny Houses und Mobilheime
Die Grundstücksknappheit, die erhöhten Baukosten, der Wegfall von KfW-Fördermitteln und der vielfältige Wunsch nach einem ökologisch nachhaltigen Lebensstil führen dazu, dass wir bei ESTATIKA ein steigendes Interesse an alternativen Wohnkonzepten feststellen können. Co-Living und Co-Housing beispielsweise beschreiben Wohnkonzepte die auf den Grundprinzipien der Gemeinschaft beruhen. Tiny Houses und Mobilheime sind kleine Wohngebäude, bei denen der eigene Flächenkonsum, die Umwelt und die Gartennutzung im Fokus stehen. Gerade für die kleinen Wohngebäude merken wir, dass nach geeigneten Planungspartner:innen gesucht wird.
Die Genehmigung entsprechender Kleingebäude ist derzeit ein etwas schwieriges Thema. Für eine langfristige Nutzung müssen die Gebäude fest mit dem Boden verankert werden. Weiterhin stehen auch für die Kleingebäude kaum Bauplätze zur Verfügung. Vielfach handelt es sich dann doch um Garten- oder Ferienhäuser, die dann eher dem zwischenzeitlichen Konsum dienen. Es darf kritisch hinterfragt werden, ob es sich hierbei um ein gesellschaftlich tragfähiges und nachhaltiges Wohnkonzept handelt, oder persönliche Interessen dahinter stehen. Positiv anzumerken ist der Grundgedanke, auf Wohnfläche verzichten zu wollen. Seit Jahren steigt in Deutschland der Wohnflächenverbrauch pro Kopf. Mobilheime und TinyHouses müssten theoretisch Einfamilienhäuser ersetzen und nicht ergänzen. In Großstädten wären weiterhin eher Co-Living und Co-Housing Konzepte denkbar. Man darf insgesamt gespannt sein in welche Richtung sich die Wohntrends weiterentwickeln.
Vielleicht sollte man auch gar nicht so disruptiv handeln. Um eine hohe Akzeptanz zu erfahren kann es aus unserer Sicht auch Sinn ergeben, kommunal verstärkt auf eine geschlossene Reihenhausbebauung anstelle freistehender Wohngebäude zu setzen.
… Holzbauweise im Wohnungsbau
Der Baustoff Holz ist zweifelsohne ein absoluter Trendbaustoff. Holz ist zum Inbegriff des nachhaltigen Bauens geworden. Mit dem eigenen Hintergrund im Holzbau freut uns das von ESTATIKA natürlich. Im privaten Ein- und Zweifamilienhausbau längst angekommen, ergeben sich auch im Mehrfamilienhausbau nun immer mehr Möglichkeiten. Die Kombinationen von Stahl- oder Stahlbetonbauteilen erweckt Hybridlösungen im Einklang mit der Bauordnung zum Leben. Das einzige Manko für Investor:innen: Der Holzbau ist aus unserer Sicht aufwendiger in der Planung und bei Mehrfamilienhäusern erfahrungsgemäß oft auch kostenintensiver in der Ausführung. Es bleibt aus unserer Sicht abzuwarten wie lange dies noch so gilt.
Im Kontext des Klimaschutzes könnte man doch mal verstärkt darüber nachdenken, den Energieverbrauch bei der Herstellung und dem Recycling einzelner Baustoffe zukünftig mit einzupreisen. Es wird mit hoher Sicherheit zu einem veränderten Preisgefüge bei den Baumaterialien kommen. Fraglich bleibt nur, ob und wann ein solches Konzept umsetzbar ist. Wir glauben das wird es im Jahr 2022 noch nichts. Aber: Größere Städte wie Hamburg setzen bereits auf dem Holzbau. In Hamburg liegen konkrete Förderprogramme vor, die ein nachhaltiges Bauen auch aus Investor:innensicht ermöglichen. Wir müssen aber ehrlicherweise gestehen, dass wir größere Holzbauten vorzugsweise in den besseren Lagen der Großstädte beobachtet haben. Dennoch glauben wir, dass dem Holzbau die Zukunft gehört.
… Digitalisierung im Wohnungsbau
Der Wohnungsbau und die Digitalisierung. Das ist für Außenstehende eine Geschichte für sich. Seit Jahren kursieren in der Immobilienwirtschaft im weiteren Sinne große Begriffe und Abkürzungen wie BIM, GIS, ERP, VR, AR und Co. Eigene Forschungsarbeiten haben gezeigt, dass einzelne Technologien vorzugsweise eine höhere Kundenzufriedenheit schaffen, aber keine wesentlich kürzeren Bauzeiten, geringere Planungs- und Baukosten, oder gar höhere Erträge durch die strukturiert angelegte Gebäudedatenbanken mit sich bringen. Überhaupt erleben wir die Digitalisierung im Wohnungsbau als ein eher gemächlich trabendes Pferd, welches durch die Kleinteiligkeit der Branche, dem Generationenwechsel in vielen Betrieben, den fehlenden Standards im Datenaustausch und teils auch den fehlenden innerbetrieblichen Ressourcen und Know-How gebremst wird. Wir von ESTATIKA werden unser Engagement auch im Jahr 2022 weiter fortführen. Man darf also auch hier gespannt sein.
Verfasst am 9. April 2022. Die obigen Informationen können veraltet/fehlerhaft sein und stellen keine Beratung dar. Fragen Sie uns für verbindliche Auskünfte hier an:
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