Faules Holz im Fachwerkhaus – ist eine Statiker:in notwendig?
Der Fachwerkbau blickt auf eine lange Geschichte zurück. Diese Holzbautechnik gehört zu einer bedeutenden Kulturgeschichte in Deutschland. Mehr als zwei Millionen dieser charmanten Gebäude gibt es in unserem Land. Ein echtes Fachwerk besteht aus einem Gerüst heimischer Hölzer. Waagerechte, senkrechte und schräge Hölzer bilden ein tragendes und standfestes Gerüst. Die Löcher dazwischen nennt man Gefache. Sie wurden unterschiedlich ausgefüllt, entweder mit gebrannten Ziegeln, Natursteinen oder mit Lehmziegeln, Holzbohlen und Lehmstakung. Sollten Sie auch so ein wunderschönes Fachwerkhaus besitzen und faules Holz bemerken, ist ein Statiker der richtige Ansprechpartner.
Die Statik vom Fachwerkhaus
Die größte Fläche eines Fachwerkhauses nimmt das Gefache ein. Dadurch sind viele der Meinung, dass das Gefache das tragende Bauteil ist. Das ist jedoch ein Irrtum – das tragende Bauteil ist alleine die Holzkonstruktion. Sie können also nicht die Verbindung zur Schwelle komplett unterbrechen oder einfach Pfosten kürzen. Wenn verfaulte oder angefaulte Holzteile in der Fachwerkkonstruktion zu finden sind, müssen diese restauriert oder ausgetauscht werden. Dadurch muss die Statik neu berechnet werden. Welche Funktionen die einzelnen Fachwerkbalken übernehmen, erklären wir Ihnen hier kurz:
Im Wesentlichen sind die Holzbalken für die Lastabtragung zuständig. Sie nehmen die Lasten auf und leiten sie an das Fundament weiter. Alle senkrechten Hölzer übernehmen die vertikalen Lasten. Die Belastung liegt auf Druck und teilweise auf Knicken. Dazu gehören:
- Ständer
- Stiele
- Leer‑, Eck- und Fensterpfosten
Die Position der Pfosten orientiert sich an den waagerechten Balken. Zudem verteilt sich die Last auf die senkrechten Balken, was allerdings nicht immer gleichmäßig geschieht. Waagerechte Bauteile sind:
- Längs- und Querschwellen
- Sturz- und Brüstungsriegel
- First- und Mittelpfetten
- Fachriegel
- Füllholz
- Rahmholz
Zur Aussteifung der jeweiligen Wand dienen die schrägen Hölzer. Dazu gehören:
- Streben
- Kopfbänder
- Büge
- Kopf- und Fußwinkelhölzer
- Kopf- und Fußband
Wie Sie gut erkennen, ist die Fachwerkkonstruktion das tragende Gerüst eines Fachwerkhauses. Sie besteht aus dem Ständerwerk der Innenwände und der Außenwände sowie aus den Giebeldreiecken und dem Balkenwerk der Decken. Der Dachstuhl ist eine eigenständige Einheit und bildet aber dennoch mit der Fachwerkkonstruktion ein statisches Ganzes.
Was tun bei Fäulnisschäden am Fachwerkhaus?
Fachwerkhäuser besitzen einen besonders gemütlichen Charme, aber haben eine große Schwachstelle – die Feuchtigkeit. Sollten Sie an Ihrem Fachwerkhaus Balken entdecken, die vielleicht faul sind, ist der Rat einer Fachfirma gefragt. Nicht selten sieht von außen alles gut aus und Schäden können Sie nicht sofort erkennen. Ein Stich mit einem Schraubenzieher in den Balken zeigt oftmals das verfaulte Holz. Wenn Feuchtigkeit in das Holz dringt und nicht mehr herauskommt, entsteht Fäulnis, die den Balken morsch macht. Wenn das der Fall ist, hilft kein Improvisieren. Die Instandsetzung sollte sach- und fachgerecht erfolgen und Ihr Statiker muss die Tragfähigkeit prüfen und neu berechnen. Eine gründliche und fundierte Schadensanalyse ist von großer Bedeutung, damit Sie später eine Instandsetzung ohne Baumängel erhalten.
Besonderheiten bei denkmalgeschützten Fachwerkhäusern
Alte Fachwerkhäuser bei denen Fäulnis in der Konstruktion nachgewiesen wird, stehen nicht selten unter Denkmalschutz. Die einzelnen Länder sind für die gesetzlichen Grundlagen zuständig. Vor der Instandsetzung sollten Sie sich mit der Denkmalschutzbehörde in Verbindung setzen, das erspart Ihnen Zeit und Geld. Die Belange des Denkmalschutzes müssen immer berücksichtigt werden. Sollte Ihr Fachwerkhaus nicht als denkmalgeschütztes Bauwerk bezeichnet werden, können trotzdem die Anforderungen des Denkmalschutzes gelten. Wenn Ihr Gebäude in einem Gebiet liegt, in dem die Gemeinde eine Gestaltungssatzung verabschiedet hat, kann dies zutreffen.
Geeignete Maßnahmen bei Fäulnis im Fachwerkhaus
Wenn schon Fäule in der Fachwerkkonstruktion ist, müssen Sie geeignete Instandsetzungsmaßnahmen in fachkundige Hände legen. Sollten Sie derzeit ein neues Haus in der Fachwerkbauweise erstellen oder erstellen lassen, sind einige Punkte zu beachten:
- Sie sollten das richtige Holz auswählen. Es sollte trocken und abgelagert sein. Am besten ist Eichenholz für die Fachwerkkonstruktion geeignet. Sollten Sie sich dennoch für Fichtenholz entscheiden, muss das Nadelholz langsam gewachsen sein. Bei Restaurationen ist altes und artgleiches Holz zu verwenden. Die Streben sollten gebogen gewachsen sein und das Spintholz darf niemals für die Außenseite verwendet werden.
- Die Verbindungen mit anderen Bauteilen und untereinander müssen im konstruktiven Holzschutz erstellt werden. Das bedeutet, dass die Feuchtigkeit entweder schnell abtrocknen kann oder erst gar nicht in das Gefüge eindringt.
- Die Ausfachungsmaterialien sollen für den Ausbau eines Fachwerkhauses geeignet sein. Dementsprechend müssen sie hoch atmungsaktiv, homogen, nicht zu hart und kapillar wirksam sein.
Geschädigtes Holz
Wenn das Holz in Ihrer Fachwerkkonstruktion verfault oder nur angefault ist, kann die Tragfähigkeit des Fachwerkhauses nicht mehr gewährleistet werden. Ein Zimmermann muss das beschädigte Holz ersetzen. Der Zimmermann entscheidet nach einer eingehenden Analyse, ob er das Bauteil komplett austauscht oder das Aufbohlen, Ausspanen oder Ausschuhen (verlängern) die richtige Maßnahme ist.
Geschädigtes Gefache
Entweder die Gefache sind nicht mehr tragfähig oder sie müssen im Zuge einer Erneuerung der tragenden Balken entfernt werden. In diesem Fall müssen sie vollständig ausgetauscht werden. Beim gemauerten Gebäude geschieht der Aufbau von unten nach oben. Beim Ausfüllen der Gefache fängt man von oben nach unten an. Beginnen Sie von unten, entsteht mit jedem neu erstellten Gefache ein Druck. Diese Spannungen führen zu statischen Rissen, Quetschungen und Abrißfugen.
Das Holz und die Feuchtigkeit
Manchmal bilden sich nur kleine Risse im Holz. Das ist zwar keinesfalls schön, aber dadurch ist nicht gleich die Tragfähigkeit der Fachwerkkonstruktion gefährdet. Ihr Statiker erklärt Ihnen genau signifikante Schwachstellen an dem Gebäude. Risse, die von oben nach unten verlaufen, werden mit Farbe ausgestrichen. Mit artgleichem und vorgetrocknetem Holz müssen die Risse ausgespänt werden, wenn das Wasser darin stehen bleibt.
Elastische Fugenmassen sind auf Dauer nicht dicht und deshalb ungeeignet zur Abdichtung. Durch diese Dichtmasse wird die Feuchtigkeit langsamer abgegeben und das Holz wird darunter feucht. Mit den Jahren entstehen so faule Balken im Fachwerkgefüge. Waagerechte Zapfenlöcher sollten nicht an der Wetterseite angebracht werden. Hier dringt sehr schnell Feuchtigkeit ein und hält sich beständig. Die Folgen sind gravierende Fäulnisschäden, teilweise bis zu 50 cm. Mit einem schrägen Anbohren wird das Zapfloch entwässert und Fäulnisschäden werden vermieden.
Entdecken Sie faules Holz in Ihrem Fachwerkhaus, sollten Sie dies nicht auf die leichte Schulter nehmen. Diese charmanten Holzbalken sind die Stütze Ihres Hauses. Gehen Sie auf Nummer sicher und fragen Sie einen Statiker.
Verfasst am 27. August 2019. Die obigen Informationen können veraltet/fehlerhaft sein und stellen keine Beratung dar. Fragen Sie uns für verbindliche Auskünfte hier an:
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Wir haben uns einen Fensterdurchbruch rechnen lassen. Im Vergleich zu lokalen Angeboten ging es superschnell. Da nehm ich den Preis gern Inkauf.
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